04/22 Ruth Klüger: Katastrophen. Über deutsche Literatur
Ruth Klüger: Katastrophen. Über deutsche Literatur, Göttingen 1994.
In acht Beiträgen befasst sich die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger mit den titelgebenden „Katastrophen“, Krieg und Zerstörung, in der Literatur; aber auch und insbesondere mit jüdischen Figuren und Themen in den Werken namhafter deutschsprachiger Autoren. So kann der Aufsatz „Gibt es ein ‚Judenproblem‘ in der deutschen Nachkriegsliteratur“ (erstmals 1985/86) als einer der Gründungstexte zur Erforschung des literarischen Antisemitismus gelten. Klüger selbst beschreibt ihre Motivation und ihre Fragestellung in einem kleinen Vorwort wie folgt: „Schließlich steckt in mir die Empörung und Nostalgie der Nachzüglerin, die von jenen 200 Jahren zwischen Aufklärung und Endlösung, als die Juden teilhatten am deutschen Kultur- und Geistesleben, nur noch einen letzten Zipfel erwischen konnte, und ich ziehe kräftig an diesem Zipfel eines Seils, unter dem sich der Abgrund der jüdischen Katastrophe auftut.“ Die klugen Beobachtungen und scharfsinnigen Analysen dieser großen Geisteswissenschaftlerin sind heute vielleicht aktueller denn je.
Ruth Klügers Essay-Sammlung „Katastrophen. Über deutsche Literatur“ ist 1994 im Wallstein-Verlag erschienen, 1997 folgte eine Taschenbuchausgabe bei dtv. Der Band ist in einer erweiterten Neuauflage (@Wallsteinverlag 2009) erhältlich.
