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02/23 - Rachel Salamander: Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen....
Rachel Salamander, "Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen....". Vom deutschen Widerstand und der Judenverfolgung, edition münchen: Bibliothek der Provinz 2000.
Am 22. Februar 1943 – vor genau 80 Jahren – wurden Sophie und Hans Scholl gemeinsam mit ihrem Weggefährten Christoph Probst von den Nationalsozialisten hingerichtet. Mit ihrer Gedächtnisvorlesung zur Erinnerung an die Opfer der Weißen Rose, die Rachel Salamander am 23. Februar 2000 an der LMU München gehalten hat, hat die Gründerin der Münchner „Literaturhandlung“ dieser studentischen Widerstandsgruppe ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Aufgewachsen als Tochter von Überlebenden des Holocaust in einem Displaced Persons Camp bei München, wird in dem Buch auch deutlich, welch existentielle Bedeutung Salamanders Frage nach dem deutschen Widerstand zukam. „Mit diesen Übriggebliebenen aufwachsend, drängten mich als Kind bestimmte Fragen, auf deren Antwort ich unbedingt bestand: Eine von ihnen war die, ob denn den Juden niemand geholfen habe (…),“ schreibt sie über die Fortdauer der „naive[n] Hilfserwartung des Kindes“ – „ohne ein Festhalten an ihr wären wir doch als Menschen verloren.“
Erste Erleichterung hatten ihr Nachrichten über die Widerstandsgruppe des 20. Juli verschafft. Und doch folgte dem Aufatmen auch eine Desillusionierung: Nicht die Verfolgung und Vernichtung der Juden standen im Zentrum des organisierten Widerstands, sondern die Zukunft Deutschlands. Wie deutlich hoben sich davon die Flugblätter der Weißen Rose ab: vom nationalsozialistischen Genozid an der jüdischen Bevölkerung als dem „fürchterlichste[n] Verbrechen“ ist hier ebenso die Rede wie von der notwendigen Niederschlagung Deutschlands.
Auf eine historische Würdigung der Weißen Rose bleibt Rachel Salamanders Darstellung nicht beschränkt. Stattdessen beschließt sie ihr Buch mit der Frage nach der „persönlichen Verantwortung in der Diktatur“ (Hannah Arendt). Die Mitglieder der Weißen Rose „delegierten ihr Gewissen nicht an die herrschende Bewegung“, heißt es am Ende des Textes.
„Die Frage, wie wir uns damals verhalten hätten, möchte ich mit einer Gegenfrage beantworten. Warum sollen wir nicht mit denen, die geistig und moralisch standhielten, wissen, wie es möglich ist, sich unter den Bedingungen der Diktatur zu verhalten? Damit konfrontieren wir allerdings so manchen mit einem Gedächtnis, das die Flucht ins Ungenaue verstellt – in der Rekonstruktion der Geschichte ebenso wie im moralischen Urteil.“