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Women‘s Writing and Translating in Fin-de-Siècle Prague and the Bohemian Lands
Kultur und SpracheBearbeiterinnen: Anna-Dorothea Ludewig und Veronika Jičínská (Universität Ústí nad Labem)
Laufzeit: 2023–2025
Fördergeber: Czech Science Foundation (GAČR)
Im Vergleich zu den anderen europäischen Metropolen um 1900 scheinen Prag und Böhmen weniger literarische und publizistische Beiträge von Frauen hervorgebracht zu haben. Dies gilt insbesondere für die deutschsprachige Literatur, denn die tschechische Literatur wurde um die Jahrhundertwende stark von den Werken Božena Němcovás und Karolína Světlás (Johanna Rottová) geprägt. Entsprechend gilt Prag als Stadt der Männer, verbunden mit weltberühmten Namen wie Rainer Maria Rilke, Franz Kafka oder Franz Werfel. In seiner autobiographischen Studie über den so genannten Prager Kreis (die zugleich eine ex-post Konstruktion dieser Gruppe ist) erwähnt Max Brod die in Prag geborene Auguste Hauschner (1850–1924) als einzige weibliche Ausnahme in einer langen Liste männlicher Autoren. Brod schreibt einige freundliche, aber herablassende Zeilen über die Romane der „guten Hauschner“. Und dies scheint der spezifische (zeitgenössische) „Prager Unterton“ zu sein, wenn es nicht nur um weibliches Schreiben, sondern um weibliche Aktivitäten im Allgemeinen geht: „In den Schriften aller Frauen, die in andere Großstädte gezogen sind, […] finden wir Bemerkungen über die erstickende Atmosphäre, die sie zurückgelassen hatten.“ (Wilma A. Iggers: Frauenleben in Prag. Ethnische Vielfalt und kultureller Wandel seit dem 18. Jahrhundert. Wien u.a. 2000, S. 32.)
Aber gab es in Prag und Böhmen wirklich weniger (interessante) Schriftstellerinnen, oder wurden sie – wie so oft – marginalisiert und nicht kanonisiert? De facto waren auch deutschsprachige böhmische Frauen literarisch tätig. Wie ihre männlichen Kollegen stammten sie hauptsächlich aus jüdischen Familien, was kaum verwunderlich ist, da deutschsprachige Juden (und Jüdinnen) einen zentralen Teil der intellektuellen Mittel- und Oberschicht bildeten. Allerdings – auch das deutet Wilma Iggers an – die Abhängigkeit der Frauen von ihren männlichen Verwandten war in der Prager Gesellschaft stärker ausgeprägt als bspw. in Wien oder Berlin.
Das Nachdenken über die Geschichte der jüdischen Schriftstellerinnen beinhaltet daher auch eine Untersuchung der Sozialgeschichte Böhmens und Prags. Darüber hinaus sind weitere wichtige Faktoren zu berücksichtigen: Geschlechterbilder, weibliche Bildung, das Verhältnis zwischen jüdischer und nichtjüdischer Umwelt sowie das Verständnis von Nationalität, Nation und Sprache. Dies stellt eine große methodologische Herausforderung dar. Durch die Berücksichtigung der Übersetzungen bewegen wir uns in einem großen, wachsenden Feld der Translationsstudien. Und in einem ohnehin schon komplexen Bereich, der von nationalen und kulturellen Unterschieden bestimmt wird, kommt noch der Gender-Aspekt hinzu. Doch erst durch diese Perspektiverweiterung kann ein Gesamtbild entstehen, ist also eine Erfassung der Aktivitäten deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Übersetzerinnen (auch zweisprachiger Frauen oder Frauen mit Deutschkenntnissen, nicht unbedingt Muttersprachlerinnen) in den böhmischen Ländern möglich.