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- Laufende Projekte
- Die Rückkehr der Herkunft – Eine Prosopographie der jüdischen Gruppe „Wir für uns“
- Weimars Republikaner: Deutsche Jüdinnen und Juden in demokratischen und pazifistischen Organisationen der Zwischenkriegszeit (1918 –1933)
- DFG-Projekt „Jüdisches Filmerbe“
- Max Brods späte Jahre (1939–1968): Aufbruch ins Exil
- Women‘s Writing and Translating in Fin-de-Siècle Prague and the Bohemian Lands
- Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora
- EUMUS: European Minorities in Urban Spaces: Mutual Recognition, Social Inclusion and Sense of Belonging
- Die radikale Rechte in Deutschland, 1945–2000
- Struggling with Justice: Antisemitismus als justizielle Herausforderung
- Pilotprojekt „Jüdisches Leben in Potsdam“
- Jüdische Geschichte online
- Hachschara als Erinnerungsort
- Digitale Bibliothek verbrannter Bücher
- Jüdische Geschichte[n] in der DDR
- Archiv der Erinnerung online
- Wanderausstellung: Zwischen Ruhm und Vergessenheit. Lea Deutsch: Wunderkind und Holocaust-Opfer
- Emil Julius Gumbel Forschungsstelle
- Hilde Robinsohn-Guest Fellowship
- Frühere Projekte
Laufende Projekte
Die Rückkehr der Herkunft – Eine Prosopographie der jüdischen Gruppe „Wir für uns“
Europäisch-jüdische GeschichteBearbeiter: Lutz Fiedler
Die Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR ist in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen auf neues Interesse gestoßen. Gerade nach der Katastrophe des Holocaust wirft die Betrachtung der verschiedenen Lebenswege ostdeutscher Jüdinnen und Juden schließlich zahlreiche Fragen auf: Was hat sie zum Verbleib oder zur Rückkehr in die DDR bewogen? Welche persönlichen und politischen Hoffnungen waren mit dem neuen Gemeinwesen verbunden? Und in welchem Maße entsprach die Rückkehr zugleich der Einwanderung in eine sozialistische Utopie, die als Reaktion auf die Gräuel der Vergangenheit Zukunft und Halt versprach? Aber auch die Frage nach den Zweifeln und Enttäuschungen angesichts von teils offenem teils subkutanen Antisemitismus rückte in den Fokus der Betrachtung. Vor diesem historischen Hintergrund werde ich die Perspektive in meinem Forschungsprojekt verschieben. Indem ich die kurze Geschichte der 1986 entstandenen Gruppierung „Wir für uns“ zum Gegenstand mache, wird die Geschichte jüdischer Lebenswelten in den letzten fünf Jahren der DDR ins Zentrum gerückt. Aus der Perspektive der 2. Generation, der Kinder jüdisch-kommunistischer Remigrantinnen und Remigranten soll in prosopographischer Absicht ein neuer Blick auf die Geschichte von Jüdinnen und Juden – ihre Erwartungen, ihre Teilhabe wie ihre Enttäuschungen – im sozialistischen Teilstaat gerichtet werden. Gerät dabei einerseits die zusehende Erosion des sozialistischen, Herkunft neutralisierenden Zukunftsversprechen in den Blick, die in einer neuen Hinwendung zur eigenen jüdischen Herkunft ihren Niederschlag findet, soll andererseits auch den Differenzerfahrungen gegenüber der nicht-jüdischen Mehrheitsbevölkerung nachgegangen werden. Damit erstreckt sich das Thema zudem über die Geschichte der DDR hinaus und verspricht zugleich eine neue Sicht auf die Geschichte von Wendezeit, Wiedervereinigung und wiedervereinigtem Deutschland.
Weiterlesen…Weimars Republikaner: Deutsche Jüdinnen und Juden in demokratischen und pazifistischen Organisationen der Zwischenkriegszeit (1918 –1933)
Europäisch-jüdische GeschichteBearbeiter: Lutz Fiedler
„Der Saal ist gut gefüllt, allerdings nur ein Prozent des deutschen Volkes vertreten – das jüdische“, notierte der Journalist Ernst Feder anlässlich einer Veranstaltung der Deutschen Liga für Menschenrechte in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Mochte der 1914 als „Bund Neues Vaterland“ gegründete Zusammenschluss auch keine jüdische Organisation sein, so war die Deutsche Liga für Menschenrechte dennoch eine Vereinigung, die mit ihrem pazifistischen, demokratischen und universalistischen Selbstverständnis ein Anlaufpunkt von einer Vielzahl deutscher Jüdinnen und Juden wurde: Albert Einstein, Stefan Zweig, Kurt Tucholsky und Berthold Jacob, aber auch Ernst Julius Gumbel und Ernst Feder. Zusammen mit der Geschichte des parallel aktiven Republikanischen Richterbundes mit dem manche Personalunion bestand, soll die Rekonstruktion des Wirkens der Deutschen Liga für Menschenrechte als ein neuer Zugang zur Geschichte der Weimarer Republik und dem gemeinsamen Engagement deutscher Juden und Nichtjuden um ihren demokratischen Charakter.
Weiterlesen…DFG-Projekt „Jüdisches Filmerbe“
Kultur und Sprache, Europäisch-jüdische GeschichteProjektleitung: PD Dr. Anna-Dorothea Ludewig (MMZ), Dr. Lea Wohl von Haselberg (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf) und Dr. Ulrike Schneider (Universität Potsdam).
Das Projekt ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 2357: Jüdisches Kulturerbe.
Jüdische Filmgeschichte ist ein noch junges, aber dynamisches Forschungsfeld; „Jüdisches Filmerbe“ hingegen ist bislang ein Desiderat. Der Begriff Filmererbe geht insofern über Filmgeschichte hinaus, da mit diesem Filme stärker als „Beziehungsgeflecht aus ihrem materiellen Zustand, ihrem legalen Besitz und aus verschiedenen Akteuren“ (Chris Wahl) fokussiert werden. Mit dem Begriff kann von der Filmgeschichtsschreibung vernachlässigtes audiovisuelles Material (wie Industrie-, Lehr- und Werbefilme) inkludiert, parafilmische und filmbegleitende Materialien sowie Abspielorte und Aufführpraktiken (von DP-Camps über Filmveranstaltungen in Gemeinden bis zu Jüdischen Filmfestivals) und die Biografien jüdischer Filmschaffender berücksichtigt werden.
Ziel des Gesamtprojektes ist es, eine wissenschaftlich fundierte Arbeitsdefinition des Terminus „Jüdisches Filmerbe“ zu entwickeln, die an literaturwissenschaftliche Forschungen zum Verständnis von „Jüdischen Literaturen“ ebenso anschließt wie an filmwissenschaftliche Ansätze zum Umgang mit audiovisuellem Erbe und Überlegungen der Critical Heritage Studies.
Dazu wird in den einzelnen Teilprojekten
a) eine Kartierung des unerschlossenen Gegenstandes „Jüdisches Filmerbe“ von den Anfängen des Mediums Films bis in die Gegenwart mittels einer Datenbank unternommen (Mapping Projekt. Datenbank Jüdisches Filmerbe);
b) die Rezeption „jüdischer Filme“ innerhalb des DEFA-Filmerbes nach 1989 anhand paratextueller Rahmungen und Retrospektiven in Form von Fernsehausstrahlungen und Filmveranstaltungen untersucht, um Intentionen und Prozesse gegenwärtiger Einordnungen sowie Kanonisierung zu erörtern (Jüdisches Filmerbe bei der DEFA);
c) eine Forschungsarbeit zum ‚Gebrauchsfilm‘ erstellt, mit der Lehr- und Imagefilme jüdischer Institutionen und Organisationen analysiert und die Entstehungs-, Produktions- sowie die Distributions- und Rezeptionsbedingungen dieser ‚Gebrauchsfilme‘ in den Blick genommen werden (Jüdischer Gebrauchsfilm).
Die Potsdamer Forschungseinrichtungen, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft Universität Potsdam, streben durch das geplante Projekt eine Stärkung des Forschungsfeldes „Jüdischer Film“ sowie die Einrichtung eines Sammlungsschwerpunktes an, der Filme und Literatur zu diesem Themenkomplex bereitstellen soll.
https://juedischefilmgeschichte.de/
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Max Brods späte Jahre (1939–1968): Aufbruch ins Exil
Kultur und Sprache, Israel, Zionismus und DiasporaBearbeiterin: Anna-Dorothea Ludewig
Laufzeit: 2020-2023
Gefördert mit Reisemitteln der Fritz Thyssen Stiftung
Das Leben und Wirken Max Brods (1884–1968) markiert verschiedene Eckpunkte europäisch-jüdischer Kulturgeschichte im 20. Jahrhundert: Neben seinen Beiträgen zu Literatur und Musik – in diesen Bereichen agierte er überaus erfolgreich als Autor, Kritiker und Mentor – trat er als Komponist, Politiker (Zionist) und Dramaturg in Erscheinung. Über fünf Jahrzehnte verbrachte Brod in seiner Geburtsstadt Prag, eng verbunden mit der deutschsprachigen habsburgischen Kultur, die in der Stadt an der Moldau in besonderer Weise zelebriert wurde. Brod war überzeugter Pazifist und wandte sich als solcher gegen den Ersten Weltkrieg, der das Ende des Vielvölkerstaates bedeutete; in der Gründungsphase der Tschechoslowakei erkannte er aber auch die einzigartige Möglichkeit einer (zionistisch motivierten) jüdischen Emanzipation im Sinne einer Anerkennung als eigene Nation. Die von Tomáš Garrigue Masaryk geprägte Demokratie wurde 1938/39 von den Nationalsozialisten zerschlagen, Brod musste (erstmals) seine Heimatstadt verlassen und entkam nach Palästina/Israel, wo er in Tel Aviv von 1939 bis 1968 als freier Autor und Dramaturg am Habimah-Theater tätig war und großen Einfluss auf die Entwicklung einer israelischen Nationalkultur ausübte. Zudem widmete er sich dem Werk seines Freundes Franz Kafka und entwickelte eine Rezeptions- und Vermarktungsstrategie, die bis heute fortwirkt. Diese letzten knapp drei Jahrzehnte seines Lebens und Wirkens wurden bislang kaum erforscht, eine Lücke, die dieses biographische Projekt schließen möchte.
Vgl. auch den Beitrag Max Brods späte Jahre (1939-1968): Aufbruch ins Exil. Vorstellung eines biografischen Forschungsprojekts im DIALOG 2/2020, Heft 87.
Weiterlesen…Women‘s Writing and Translating in Fin-de-Siècle Prague and the Bohemian Lands
Kultur und SpracheBearbeiterinnen: Anna-Dorothea Ludewig und Veronika Jičínská (Universität Ústí nad Labem)
Laufzeit: 2023–2025
Fördergeber: Czech Science Foundation (GAČR)
Im Vergleich zu den anderen europäischen Metropolen um 1900 scheinen Prag und Böhmen weniger literarische und publizistische Beiträge von Frauen hervorgebracht zu haben. Dies gilt insbesondere für die deutschsprachige Literatur, denn die tschechische Literatur wurde um die Jahrhundertwende stark von den Werken Božena Němcovás und Karolína Světlás (Johanna Rottová) geprägt. Entsprechend gilt Prag als Stadt der Männer, verbunden mit weltberühmten Namen wie Rainer Maria Rilke, Franz Kafka oder Franz Werfel. In seiner autobiographischen Studie über den so genannten Prager Kreis (die zugleich eine ex-post Konstruktion dieser Gruppe ist) erwähnt Max Brod die in Prag geborene Auguste Hauschner (1850–1924) als einzige weibliche Ausnahme in einer langen Liste männlicher Autoren. Brod schreibt einige freundliche, aber herablassende Zeilen über die Romane der „guten Hauschner“. Und dies scheint der spezifische (zeitgenössische) „Prager Unterton“ zu sein, wenn es nicht nur um weibliches Schreiben, sondern um weibliche Aktivitäten im Allgemeinen geht: „In den Schriften aller Frauen, die in andere Großstädte gezogen sind, […] finden wir Bemerkungen über die erstickende Atmosphäre, die sie zurückgelassen hatten.“ (Wilma A. Iggers: Frauenleben in Prag. Ethnische Vielfalt und kultureller Wandel seit dem 18. Jahrhundert. Wien u.a. 2000, S. 32.)
Aber gab es in Prag und Böhmen wirklich weniger (interessante) Schriftstellerinnen, oder wurden sie – wie so oft – marginalisiert und nicht kanonisiert? De facto waren auch deutschsprachige böhmische Frauen literarisch tätig. Wie ihre männlichen Kollegen stammten sie hauptsächlich aus jüdischen Familien, was kaum verwunderlich ist, da deutschsprachige Juden (und Jüdinnen) einen zentralen Teil der intellektuellen Mittel- und Oberschicht bildeten. Allerdings – auch das deutet Wilma Iggers an – die Abhängigkeit der Frauen von ihren männlichen Verwandten war in der Prager Gesellschaft stärker ausgeprägt als bspw. in Wien oder Berlin.
Das Nachdenken über die Geschichte der jüdischen Schriftstellerinnen beinhaltet daher auch eine Untersuchung der Sozialgeschichte Böhmens und Prags. Darüber hinaus sind weitere wichtige Faktoren zu berücksichtigen: Geschlechterbilder, weibliche Bildung, das Verhältnis zwischen jüdischer und nichtjüdischer Umwelt sowie das Verständnis von Nationalität, Nation und Sprache. Dies stellt eine große methodologische Herausforderung dar. Durch die Berücksichtigung der Übersetzungen bewegen wir uns in einem großen, wachsenden Feld der Translationsstudien. Und in einem ohnehin schon komplexen Bereich, der von nationalen und kulturellen Unterschieden bestimmt wird, kommt noch der Gender-Aspekt hinzu. Doch erst durch diese Perspektiverweiterung kann ein Gesamtbild entstehen, ist also eine Erfassung der Aktivitäten deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Übersetzerinnen (auch zweisprachiger Frauen oder Frauen mit Deutschkenntnissen, nicht unbedingt Muttersprachlerinnen) in den böhmischen Ländern möglich.
Weiterlesen…Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora
Israel, Zionismus und Diaspora, Europäisch-jüdische GeschichteLaufzeit: 2023-2025
Bearbeiter:innen: Lisa Sophie Gebhard, Miriam Rürup
Mittelgeber: VolkswagenStiftung
Das Buchprojekt und die Online-Datenbank/Edition Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora versteht sich als Fortsetzung der renommierten Deutsch-jüdischen Geschichte in der Neuzeit (hrsg. von Michael Brenner und Michael A. Meyer), die in bisher fünf Bänden beim Verlag C.H.Beck erschienen sind. Es ist ein Projekt der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts (WAG), das am Moses Mendelssohn Zentrum unter Leitung seiner Direktorin und Sprecherin der WAG, Prof. Dr. Miriam Rürup, realisiert wird.
Während die Vorgängerbände jüdisches Leben innerhalb der unterschiedlichen deutschen Staaten behandelten, soll dieser Band der Publikationsreihe des Leo-Baeck-Instituts eine Synthese zur deutsch-jüdischen Geschichte außerhalb Deutschlands darstellen: eine Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora sowie des Nachlebens des deutschsprachigen Judentums nach dem Holocaust. Das Projekt ist hybrid angelegt und soll einerseits als Buchpublikation (Sammelband) und andererseits als Webseite mit Datenbank und Online-Edition veröffentlicht werden.
diaspora.juedische-geschichte-online.net/
Weiterlesen…EUMUS: European Minorities in Urban Spaces: Mutual Recognition, Social Inclusion and Sense of Belonging
Gesellschaft und GegenwartBearbeiter: Dr. Olaf Glöckner, in Kooperation mit dem Centre for the Study of the Holocaust and Jewish Literature, Prag (Charles University, Hauptantragsteller, Dr. Marcela Menachem Zoufalá), dem Institute of the Middle and Far East der Jagiellonen Universität Krakow (Prof. Joanna Dyduch, Prof. Artur Skorek), dem Birkbeck College/University of London (Dr. Ben Gidley) und der Comenius Universität Bratislava (Prof. Eduard Niznansky)
Laufzeit: 2024-2026
Fördergeber: EU-Programm Erasmus Plus
EUMES knüpft an das internationale Vorläuferprojekt „Euphony: Jews, Muslims and Roma in the 21st Century Metropolises. Reflecting on Polyphonic Ideal and Social Exclusion as Challenges for European Cohesion” (2022-2024) an. Auch das neue Projekt widmet sich vorrangig ethno-kulturellen und ethno-religiösen Minderheiten in europäischen (Groß-)Städten, geht auf deren kollektive Narrative, Eigen- und Fremdbilder, Integrationserfolge (wie -rückschläge), insbesondere aber ihre gegenseitigen Wahrnehmungen, Interaktionen und „Nachbarschaften“ ein. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt auf jüdischen, muslimischen und Roma-Minderheiten in und um die städtischen Räume von London, Prag, Krakow, Bratislava und Berlin-Brandenburg. Verglichen werden Diskriminierungs- und Anfeindungserfahrungen, kollektive Resilienz, gruppenübergreifende Kooperationen, Solidarisierungen und Konflikte. Im Hinblick auf jüdisch-muslimische Kontakte „vor Ort“ steht zudem im Fokus, inwiefern sich das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 und der nachfolgende Gaza-Krieg auf bisherige gegenseitige Wahrnehmungen und Kontakte ausgewirkt haben. Gewonnene Projekt-Ergebnisse sollen als Wissens-Transfer sowohl akademische Einrichtungen wie auch eine allgemein interessierte Öffentlichkeit adressieren.
Weiterlesen…Die radikale Rechte in Deutschland, 1945–2000
Antisemitismus und RechtsextremismusProjektleitung: Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam), Prof. Dr. Gideon Botsch (MMZ Potsdam)
Laufzeit: 2021-2027
Fördergeber: VolkswagenStiftung; die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt ergänzend drei Dissertationsvorhaben
Das Forschungsprojekt widmet sich der Geschichte der radikalen Rechten in beiden Teilen Deutschlands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, deren Entwicklung umfassend und archivgestützt, auch auf Grundlage bisher nicht erschlossener Quellen, zeithistorisch kontextualisiert zu analysieren.
Im Mittelpunkt steht dabei die übergeordnete Leitfrage, durch welche sozialen Praktiken sich der generationelle Wandel der radikalen Rechten in Deutschland vollzog – von den im Nationalsozialismus sozialisierten Akteurinnen und Akteuren hin zu den in der Demokratie und der SED-Diktatur aufgewachsenen Kohorten, die seit den 1970er-Jahren tonangebend wurden.
Weiterlesen…Struggling with Justice: Antisemitismus als justizielle Herausforderung
Antisemitismus und RechtsextremismusTeilprojekt: Qualitative Analyse zum Umgang jüdischer Gemeinden mit strafrechtlich relevanten antisemitischen Zwischenfällen und deren Wahrnehmung und Bearbeitung durch die Justiz
Bearbeiter:innen: Dr. Olaf Glöckner, Alisa Jachnowitsch
Laufzeit: 2021-2025
Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung. In Kooperation mit der Universität Gießen, der Universität Heidelberg, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Bundesarbeitsgemeinschaft RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus)
Die justizielle Praxis bezüglich antisemitischer Vorfälle ist in Deutschland bislang wissenschaftlich kaum untersucht. Anhand systematischer Bestandsaufnahmen des Umgangs der Justiz mit Antisemitismus, verbunden mit der Frage nach den (Rechts-) Begriffen von Antisemitismus, sollen durch das Projekt wissenschaftliche Erkenntnislücken geschlossen werden. Die justizielle Praxis wird aus einer transdisziplinären und insbesondere justizsoziologischen Perspektive betrachtet. Die häufig vernachlässigte Betroffenenperspektive spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Wie erfahren betroffene Jüdinnen und Juden den justiziellen Umgang mit Antisemitismus? Im Ergebnis des Projektes sollen u.a. Handlungsoptionen entwickelt werden, die in Kommunikationsprozessen anwendungsorientiert für die juristische Ausbildung und die Justiz aufbereitet sind.
Weiterlesen…Pilotprojekt „Jüdisches Leben in Potsdam“
Knowledge Transfer and Outreach, Regional- und Lokalgeschichte (Jüdisches Brandenburg)Bearbeiterin: Julia Kleinschmidt, Ingolf Seidel
Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien entwickelt in Zusammenarbeit mit einem Potsdamer Gymnasium ein Pilotprojekt zum Thema „Jüdisches Leben in Potsdam“. In einem sechs- bis achtstündigen Projekttag sollen die Schüler:innen die jüdische Kultur und Religion sowie ihre jüdische Umwelt kennenlernen. Die Lokal- und Regionalgeschichte jüdischen Lebens in Potsdam und Brandenburg soll anhand verschiedener Orte und Inhalte erarbeitet werden. Ziel ist die Hinführung der Schüler:innen zu jüdischen Themen, die in den kommenden Jahren vertieft und spezialisiert vermittelt werden. Gleichzeitig wird die Medienkompetenz der Schüler:innen gefördert. Die jüdische Geschichte soll hierbei nicht durch das Prisma der nationalsozialistischen Verfolgung sondern als eine Jahrhunderte überspannende deutsch-jüdische Geschichte vermittelt werden.
Die inhaltlichen Themen werden zusammen mit dem Gymnasium im Klassenraum getestet und auf die Bedarfe der Schüler:innen angepasst. Das im Rahmen des Pilotprojekts entwickelte Bildungsangebot wird für weitere Brandenburger Schulen anschlussfähig sein.
Weiterlesen…Jüdische Geschichte online
Digitale GeisteswissenschaftBearbeiter:innen: Daniel Burckhardt, Miriam Rürup, Nina Zellerhoff in Kooperation mit Anna Menny (IGdJ Hamburg)
Laufzeit: 2022-
Am Moses Mendelssohn Zentrum entsteht in den kommenden Jahren ein Portal zur europäisch-jüdischen Geschichte. Ziel ist es, verschiedene, in sich abgeschlossene und eigenständig bleibende Online-Projekte zur jüdischen Geschichte in modularer Form in ein gemeinsames Portal zu integrieren. Einzelprojekte des MMZ können dort gleichermaßen einfließen wie kuratierte Inhalte aus anderen historisch arbeitenden Online-Editions- und Datenbankprojekten zur jüdischen Geschichte. Die Online-Edition der Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden wird ein zentrales Modul des Portals sein. Der Mehrwert dieser modular aufgebauten Plattform ist dabei unter anderem eine gemeinsame Suchfunktion, Verschlagwortung und Verlinkung sowie die nachhaltige Sicherung von Forschungsdaten.
https://portal.juedische-geschichte-online.net/
Weiterlesen…Hachschara als Erinnerungsort
Digitale Geisteswissenschaft, Europäisch-jüdische GeschichteBearbeiter:innen: Miriam Rürup, Daniel Burckhardt, Nina Zellerhoff in Kooperation mit dem DFG-Projekt „Nationaljüdische Jugendkultur und zionistische Erziehung in Deutschland und Palästina zwischen den Weltkriegen“ an der TU Braunschweig und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin
Laufzeit: 2022-
Mit einer selbstorganisierten, praktischen Ausbildung auf meist landwirtschaftlichen Gütern, bereiteten sich ab den 1920er-Jahren jüdische Jugendliche und junge Erwachsene auf die Auswanderung nach Palästina vor. Die meist landwirtschaftliche, gärtnerische, handwerkliche oder hauswirtschaftliche Ausbildung war Voraussetzung zur Einwanderung nach Palästina. Um die bislang verstreuten Quellen und Forschungen über die verschiedenen Orte der Hachschara, von denen sich viele im heutigen Brandenburg befanden, und deren Akteur:innen zu bündeln, entsteht eine Online-Datenbank zur Forschung, Vermittlung und Erinnerung der Hachschara. Ziel ist es, die lokale Ebene mit den transnationalen Strukturen dieser Bewegung zu verschränken.
Weiterlesen…Digitale Bibliothek verbrannter Bücher
Digitale Geisteswissenschaft, Kultur und SpracheBearbeiter:innen: Daniel Burckhardt, Julia Kleinschmidt, Werner Treß
Laufzeit: 2022-
Ausgehend von der 2008 am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien konzipierten „Bibliothek verbrannter Bücher“ sowie der Webseite www.verbrannte-buecher.de entsteht zum 90. Jahrestag der studentischen Bücherverbrennungen das Digitalisierungsprojekt „Digitale Bibliothek verbrannter Bücher“. Es erinnert an den Beginn der systematischen Verfolgung jüdischer, marxistischer, pazifistischer und anderer politisch unliebsamer Schriftsteller:innen direkt nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten.
Im Projekt werden die bestehenden Online-Inhalte umfassend überarbeitet und um eine digitale Edition von gemeinfreien Werken ergänzt. Aktuell finden Sie im Herzstück dieser Website, der digitalen Bibliothek, eine Auswahl von 22 repräsentativen Büchern aus der Liste über 316 Schriften, die gemeinsam mit einer Expert:innenkommission zusammengestellt wurde. Diese Auswahl wird in den nächsten Monaten weiter ergänzt. Diese Publikationen werden kostenfrei auf der Webseite und frei nachnutzbar zum Download im PDF-Format bereitgestellt. In kurzen Einführungen werden der Inhalt des Werks, der historische Kontext und die Gründe für die die damalige Einordnung als „verbotenes“ bzw. „verbranntes“ Buch kurz erläutert. Ergänzt werden die Veröffentlichungen durch Kurzbiografien der Autor:innen.
Jüdische Geschichte[n] in der DDR
Europäisch-jüdische Geschichte, Digitale GeisteswissenschaftBearbeiter:innen: Lutz Fiedler, Miriam Rürup
Die Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR ist in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen auf vielfältiges Interesse gestoßen. Dass es sich bei dem sozialistischen Gemeinwesen um ein zumindest politisch abgeschlossenes Kapitel deutscher Geschichte handelt, mag einer solchen Befragung zuträglich sein. Stärker dürften indes die Geschichtserfahrungen von Jüdinnen und Juden selbst wiegen, die einen neuen und in verschiedener Hinsicht komplexen Blick auf den deutschen Teilstaat werfen lassen. Ausgehend von einer Sammlung des MMZ von zahlreichen Interviews mit Jüdinnen und Juden aus der DDR sollen im Rahmen eines Forschungsprojekts deren Erfahrungen, Perspektiven und Selbstverständnisse rekonstruiert und damit ein neuer Blick auf die DDR gewonnen werden.
Weiterlesen…Archiv der Erinnerung online
Digitale Geisteswissenschaft, Knowledge Transfer and OutreachBearbeiter:innen: Daniel Burckhardt, Julia Kleinschmidt, Nina Zellerhoff
Laufzeit: 2022-
Das Projekt geht zurück auf das in den 1990er Jahren entstandene „Archiv der Erinnerung: Interviews mit Überlebenden der Shoah“, das in Kooperation mit dem Fortunoff Video Archive für Holocaust Testimonies und in Zusammenarbeit mit der damaligen Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz entwickelt wurde.
Die videographierten Interviews zeigen die Lebensgeschichten von während der NS-Zeit verfolgten Jüd:innen sowie das breite Spektrum der NS-Verfolgung und die persönlichen Verarbeitungsweisen einstiger Opfer. Diese Video-Edition wird für die Online-Präsentation digitalisiert. Durch die Verknüpfung der Transkripte und Begleitmaterialien um Normdaten wird die Integration in das Portal „Jüdische Geschichte online“ gewährleistet. Zudem wird es durch vertiefende Bildungsmaterialien ergänzt.
Die technischen und editorischen Erfahrungen des Projekts dienen als Prototyp für die Online-Stellung weiterer Interview-Sammlungen des Instituts.
Weiterlesen…Wanderausstellung: Zwischen Ruhm und Vergessenheit. Lea Deutsch: Wunderkind und Holocaust-Opfer
Europäisch-jüdische GeschichteKurator:in: Dr. Martina Bitunjac und Prof. Dr. Damir Agičić
Förderer: Ministerium für Kultur und Medien der Republik Kroatien und das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien
Weitere Titel: Između slave i zaborava. Lea Deutsch: čudo od djeteta i žrtva Holokausta/ Between fame and oblivion. Lea Deutsch: child prodigy and Holocaust victim
Lea Deutsch (1927–1943) war eine berühmte jüdisch-kroatische Kinderschauspielerin der Zwischenkriegszeit. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr spielte die Zagreber Künstlerin in verschiedenen Komödien, Dramen, Opern und Operetten mit. Als im April 1941 die faschistischen Ustasche an die Macht kamen, wurde ihr u. a. das Schauspielern verboten. Im Mai 1943 wurde Lea Deutsch mit ihrem Bruder und ihrer Mutter nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie starb vermutlich während des Transportes. Mit dieser Ausstellung wollen wir an die junge begabte Schauspielerin, die Opfer des Holocaust wurde, erinnern. Gezeigt werden Photographien aus ihrem facettenreichen Theaterleben, Presseartikel mit ihren Statements, aber auch amtliche Dokumente, wie etwa ihr Bittbrief an die „Rassenabteilung“ des Innenministeriums des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien.
Am 16. Mai 2023 wurde im Rahmen des Geschichtsfestivals in der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb die dreisprachige Ausstellung „Zwischen Ruhm und Vergessenheit. Lea Deutsch: Wunderkind und Holocaust-Opfer“ zum ersten Mal gezeigt. Die Ausstellung wird unter anderem in Universitäten, Schulen, Begegnungsstätten, Museen, Bibliotheken und Theatern zu sehen sein.
Ausstellungstermine:
7.10. bis 8.10.2024 W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin
13.5. bis 16.5.2024 Kroatisches Nationaltheater (Hrvatsko narodno kazalište) in Zagreb
17.1. bis 29.2.2024 Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz
8.11.2023 bis 11.1.2024 Jüdische Gemeinde Berlin
16.10. bis 30.10.2023 Jagiellonen-Universität in Krakau
16.5. bis 19.5.2023 National- und Universitätsbibliothek (Nacionalna i sveučilišna knjižnica) in Zagreb