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Dialog # 102 / Oktober 2024
1 / Intro
Liebe Freundinnen und Freunde des Moses Mendelssohn Zentrums,
wir freuen uns, Ihnen heute unsere neue Ausgabe des DIALOG als elektronischen Newsletter zu senden. Seit unserer letzten Ausgabe im Mai liegen nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen seit dem 22. September nun auch in unserem Bundesland die Wahlergebnisse vor. Die Zivilgesellschaft in Brandenburg hat mit dem Wahlsieg der SPD ihren Kampf um die Demokratie verteidigt und eine gesichert rechtsextreme Partei als politisch stärkste Kraft verhindert. Auf einer Pressekonferenz am 24. September haben wir eine erste Einschätzung dieser Ergebnisse mit Kolleg:innen diskutiert.
Aus Anlass der Landtagswahlen hat das MMZ seit Mai die Vortragsreihe „Im Kampf um die Verteidigung der Demokratie. Jüdische Erfahrungen bis 1933 und aktuelle Dimensionen“ veranstaltet, in der wir uns aus historischer Perspektive mit verschiedenen Beispielen für antidemokratische und rechte Anfeindungen und der möglichen Abwehr derselben beschäftigt haben. Den Abschlussvortrag wird am übermorgigen Mittwoch, den 9. Oktober (18 Uhr), Lutz Fiedler (MMZ) zu Karl Loewenstein (1891–1973) und seinem Konzept der „wehrhaften Demokratie“ halten. Anschließend findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Nach den Wahlen in Brandenburg – Wie weiter mit der Verteidigung der Demokratie?“ statt, an der Judith Porath (Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive), Lutz Fiedler und Miriam Rürup (Moderation) über die Herausforderungen von Politik und Zivilgesellschaft diskutieren.
Heute freuen wir uns auch, Ihnen die neuen Gastwissenschaftler:innen unseres Hilde Robinsohn Fellowship vorzustellen, die alle zu Kurzeitaufenthalten am MMZ waren bzw. sind. Im Juni konnten wir Amy Carney, PhD (Pennsylvania State University, The Behrend College) bei uns begrüßen, die zu Archivrecherchen in Deutschland weilte und an einer Biographie zweier deutschsprachiger jüdischer Familien aus Wien und Berlin schreibt, die in die USA ausgewandert sind. Promoviert hatte sie über Familienkonzepte in der SS. Von Juli bis September war Dr. Aurélia Kalisky (Centre Marc Bloch) als Gastwissenschaftlerin bei uns. Sie arbeitete an der Fertigstellung eines Buchmanuskripts zum Thema „Frühe Schreibweisen der Shoah. Wissens- und Textpraktiken von jüdischen Überlebenden in Europa (1942–1965)“. Im August konnten wir Dr. Itay Marinberg-Milikowsky (Ben-Gurion University of the Negev) begrüßen. In seinen Forschungen verbindet er Talmudstudien mit Literaturwissenschaft und Computational Science und hat hier an seinem Buchmanuskript über „Narrativity and Agency in the Babylonian Talmud“ gearbeitet. Er war bereits bei unserem Hackathon zum jüdischen Kulturerbe und bei der DH-Konferenz im April dabei. Seit September forscht Dr. Yael Netzer (The Hebrew University of Jerusalem) bei uns, die schon am Henriette-Herz-Hackathon in Potsdam beteiligt war. Ihr Projekt konzentriert sich hauptsächlich auf die Modellierung, Entwicklung und Implementierung digitaler Sammlungen und möchte der Öffentlichkeit Zugang zu diesen wichtigen kuratierten Informationen über jüdische Archivressourcen ermöglichen. Zudem arbeitet sie an einem Dokumentationsprojekt (hauptsächlich auf Hebräisch) zur Situation in Israel nach dem 7. Oktober 2023 und über die Ausdrucksformen des Krieges und der Erinnerung im öffentlichen Raum: https://walls7october.org
Am heutigen Jahrestag des Massakers der Hamas an der Zivilbevölkerung in Israel blicken wir mit Trauer auf das vergangene Jahr und erinnern uns, wie viele Geiseln noch immer nicht zurückgekehrt sind und wie viele Menschenleben nicht nur in Israel und Gaza der seit bald einem Jahr währende Krieg gefordert hat. Nicht zuletzt die Anwesenheit unserer israelischen Kolleg:innen führt uns das regelmäßig vor Augen. Deshalb ist es uns ein Anliegen, Sie zu einer Kooperationsveranstaltung des MMZ mit dem New Israel Fund Deutschland und dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. gemeinsam mit der israelischen Initiative Edut710 einzuladen. Am kommenden Montag, 14. Oktober um 18:30 Uhr, diskutieren Amir Theilhaber (NIF Deutschland) und ich zusammen mit unserem Hilde Robinsohn Fellow Yael Netzer und Renana Keydar (Hebräische Universität Jerusalem) das Projekt (zur Anmeldung).
Ihnen, liebe Leser:innen, wünschen wir viele erkenntnisreiche Einblicke bei der Lektüre dieses Newsletters. Vielleicht verleitet das ein oder andere Sie zu einem Blick in unsere virtuelle Präsenz und Sie stöbern sich durch einen Rückblick auf die Veranstaltungen der letzten Monate, an denen wir als MMZ beteiligt waren, und auf die zu Beginn des Wintersemesters vor uns liegenden Aktivitäten. Und wie immer gilt: Noch mehr heißen wir Sie natürlich auch in Person willkommen – sollte die eine oder andere Ankündigung Ihr Interesse finden, oder es Sie in unsere wunderschönen Bibliotheksräume mit reichhaltigem Bücherangebot ziehen: Wir freuen uns auf Sie!
Es grüßt Sie herzlich
Miriam Rürup und das Team des MMZ
2 / Veranstaltungen
„Die Welt ist in uns.“ Jüdisches Leben zwischen Zagreb, Sarajevo und Belgrad
Vom 7. bis 8. Oktober 2024 findet die internationale Veranstaltung „Die Welt ist in uns. Jüdisches Leben zwischen Zagreb, Sarajevo und Belgrad“ in der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin statt. Die u. a. von Martina Bitunjac mitkuratierte Veranstaltung wird von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgerichtet. Das zweitägige Programm umfasst Diskussionen, Workshops, eine multimediale Lesung, ein Konzert und eine Wanderausstellung. Im Workshop „Bildungsarbeit am Beispiel von Lea Deutsch“ wird Bitunjac zusammen mit der Kollegin Urszula Markowska-Manista über Lea Deutschs Leben und einige damit verbundenen pädagogischen Vermittlungszugänge sprechen. Die dreisprachige Wanderausstellung „Zwischen Ruhm und Vergessenheit. Lea Deutsch: Wunderkind und Holocaust-Opfer“ wird im „Garten der Diaspora“ der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin zu sehen sein.
Programm: www.bpb.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender/550320/die-welt-ist-in-uns/
Abschlussveranstaltung der Vortragsreihe „Jüdische Perspektiven auf die Verteidigung der Demokratie“
Zeit: 9. Oktober 2024, 18 Uhr
Ort: Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam, Am Neuen Markt 8
Organisation: Werner Treß
Bei einer Podiumsdiskussion unter der Fragestellung „Wie weiter mit der Verteidigung der Demokratie?“ diskutieren
Judith Porath (Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive)
Lutz Fiedler (Historiker am MMZ) und
Miriam Rürup (Direktorin des MMZ, Moderation)
mit dem Publikum über die Herausforderungen von Politik und Zivilgesellschaft nach den Brandenburger Landtagswahlen 2024.
Die Podiumsdiskussion wird eröffnet mit einem kurzen Impulsvortrag von Lutz Fiedler zum Thema: Die Verteidigung des liberalen Rechtsstaates gegen seine Feinde – Ein Rückblick auf Karl Loewenstein (1891-1973) und sein Konzept der „wehrhaften Demokratie“
Podiumsdiskussion: Zeugenschaft des 7. Oktober – Aufbau eines zivilgesellschaftlichen Archivs inmitten des anhaltenden Konfliktes
Zeit: 14. Oktober 2024, 18:30 Uhr
Ort: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Olivaer Platz 16, 10707 Berlin
Anmeldung: programm.bildungswerk-boell.de/index.php?kathaupt=5&anmart=1&schritt=2&knradd=24-8019
Ein Jahr nach den verheerenden Angriffen auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 hat sich Edut 710 zu einer wegweisenden Initiative für die Dokumentation und Bewahrung der Zeugnisse von Überlebenden entwickelt. Edut 710 – hebräisch für „Zeugenschaft 7. Oktober“ – ist eine ehrenamtliche Grassroots-Organisation von Dokumentarfilmer*innen, Historiker*innen, Archivar*innen und Wissenschaftler*innen, die sich für die Aufzeichnung von Zeugenberichten der Betroffenen einsetzt und dafür Sorge trägt, dass ihre Geschichten mit ethischer, rechtlicher und technischer Integrität bewahrt werden. Bei der Veranstaltung werden ausgewählte Video-Ausschnitte von Zeugenaussagen, die von Edut 710 Freiwilligen dokumentiert wurden, gezeigt. Sie geben Einblicke in die Erfahrungen der Überlebenden aus erster Hand. Danach werden Mitglieder des Leitungsteams von Edut 710, darunter auch Yael Netzer, gegenwertig Guest Fellow am MMZ, über ihre Erfahrungen beim Aufbau eines digitalen Archivs inmitten sich ausbreitender Krisen berichten. Ebenso wird die Direktorin des MMZ, Prof. Miriam Rürup, an der Podiumsdiskussion teilnehmen.
Eine Kooperationsveranstaltung des New Israel Fund Deutschland, des Moses-Mendelsohn-Zentrums, Edut 710 sowie dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Buchvorstellung: „Jüdische Lebenswelten im Osmanischen Reich“
Zeit: 24.10.2024 19:00 Uhr
Ort: Lepsiushaus Potsdam
Anmeldung: anmeldung@lepsiushaus-potsdam.de
In Kooperation mit INTEREG (Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus e.V., München) und dem MMZ (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam) lädt das Lepsiushaus Potsdam zum folgenden Programm ein:
Roy Knocke (Lepsiushaus Potsdam): Begrüßung
Werner Treß (MMZ Potsdam): Vorstellung der Reihe "Europäisch-jüdische Studien"
Martina Bitunjac (MMZ Potsdam) und anwesende Autor/innen: Vorstellung des Bandes
Meinolf Arens (INTEREG München): Neue Perspektiven, Zusammenfassung und Schlusswort
Lesung & Gespräch mit Dana von Suffrin
Zeit: Dienstag, 12. November 2024, 18 Uhr (bis 19:30 Uhr)
Ort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Am Kanal 47, 14467 Potsdam
Anmeldung: www.bibliothek.potsdam.de/lesung-gespraech-mit-dana-suffrin
Moderiert von Anna-Dorothea Ludewig (MMZ) und Ulrike Schneider (Universität Potsdam)
In ihrem aktuellen Roman „Noch einmal von vorn“ (Kiepenheuer & Witsch 2024) erzählt Dana von Suffrin die turbulente Geschichte einer jüdischen Familie und knüpft damit an ihren erfolgreichen Debütroman „Otto“ (2019) an. Die Literaturwissenschaftlerinnen Anna-Dorothea Ludewig und Ulrike Schneider werden mit der Autorin sowohl über „Noch einmal von vorn“ als auch über den von ihr herausgegebenen Erzählband „Wir schon wieder“ (Rowohlt 2024), mit Beiträgen u.a. von Elfriede Jelinek und Eva Menasse, sprechen.
Ausstellung zum Landwerk Ahrensdorf
19.11.2024 bis 26.1.2025, Galerie des Kreishauses Teltow-Fläming in Luckenwalde
Ausstellungseröffnung: 18. November 2024, 17 Uhr (keine Anmeldung erforderlich)
Von 1936 bis 1941 wurden im Landwerk Ahrensdorf jüdische Jugendliche auf ihre Auswanderung ins Britische Mandatsgebiet Palästina/Erez Israel und ein Leben im Kibbuz vorbereitet. Dies bedeutete auch ein Gemeinschaftsleben inmitten von Verfolgung und Ausgrenzung – „wie auf einer Insel in einem immer stürmischer werdenden Meer“ (Ester Dubester). Für mehr als 12.000 jüdische Jugendliche war ihre Hachschara die zentrale Lebenserfahrung im Nationalsozialismus.
Anhand von Fotos, Dokumenten und Erinnerungen wird der Alltag und das Leben auf Hachschara vorgestellt. Die Geschichte der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden wird dabei genauso Thema sein, wie die Aufbruchstimmung, die in diesen Bildungsstätten herrschte.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Geschichte des Landwerks Ahrensdorf sowie die Biografien der dortigen Hachschara-Teilnehmer*innen. Die Ausstellung wird vom 19.11.2024 bis 26.1.2025 in der Galerie des Kreishauses Teltow-Fläming in Luckenwalde gezeigt. Sie ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet sowie nach Absprache.
Die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Museum des Teltow erstellt und von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung finanziert.
Die Präsentation der Ausstellung wird in Kooperation mit dem Landkreis Teltow-Fläming durchgeführt.
Weitere Informationen: www.politische-bildung-brandenburg.de/veranstaltungen/wir-lebten-wie-auf-einer-insel-einem-immer-stuermischer-werdenden-meer-ester
Wer sich bereits vorab mit der Geschichte des Landwerks Ahrensdorf beschäftigen möchte, hat dazu ab sofort in der Gemeindeverwaltung Nuthe-Urstromtal Ruhlsdorf die Gelegenheit. Dort wird bis Ende Dezember die erste vorhandene Ausstellung zum Landwerk Ahrensdorf mit dem Titel „Einblicke zur Hachschara – Das Landwerk Ahrensdorf 1936–1941. Eine Brücke zum Leben“, welche im Jahr 1996 erstellt wurde, gezeigt. Diese war zu ihrer Zeit einzigartig, war doch die Geschichte der Hachschara weitestgehend unbekannt. Weitere Informationen...
Konferenz: Revisiting Jewish Feminism: The Jüdische Frauenbund, a Contemporary Perspective on its 120th Jubilee
Zeit: 18. bis 20. November 2024
Ort: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main
Im Juni 1904 gründete eine Gruppe jüdischer Aktivistinnen in Berlin den Jüdischen Frauenbund (JFB). Die vom LBI (Jerusalem), dem IGdJ (Hamburg), der WAG (Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts) sowie dem MMZ organisierte und beim Jüdischen Museum Frankfurt stattfindende Konferenz wird nicht nur das 120-jährige Gründungsjubiläum begehen, sondern auch die Geschichte der Juden in Deutschland in den Jahrzehnten vor dem Zweiten Weltkrieg aus einer Gender-Perspektive neu beleuchten und nach Auswirkungen der jüdischen Frauenbewegung auf die Gegenwart fragen.
Programm und Anmeldung: leobaeck.org/upcoming-events/revisiting-jewish-feminism-the-judischer-frauenbund-a-contemporary-perspective-on-its-120th-jubilee/
3 / Projekte
Forschungsprojekt zu ethno-kulturellen Minderheiten
Seit Anfang September 2024 ist das MMZ Teil eines neuen, im Erasmus-plus-Programm der EU geförderten Forschungsprojektes namens EUMES. Diese Abkürzung steht für “European Minorities in Urban Spaces: Mutual Recognition, Social Inclusion and Sense of Belonging”. Der Schwerpunkt der gemeinsamen Studie liegt auf jüdischen, muslimischen und Roma-Minderheiten in und um die städtischen Räume von London, Prag, Krakow, Bratislava und Berlin-Brandenburg. Verglichen werden Diskriminierungs- und Anfeindungserfahrungen, kollektive Resilienz, gruppenübergreifende Kooperationen, Solidarisierungen und Konflikte. Die bis 2026 gewonnenen Projekt-Ergebnisse sollen als Wissens-Transfer sowohl akademischen Einrichtungen wie auch einer allgemein interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Am Projekt beteiligte Kooperationspartner sind das Centre for the Study of the Holocaust and Jewish Literature, Prag (Charles University, Hauptantragsteller, Dr. Marcela Menachem Zoufalá), das Institute of the Middle and Far East der Jagiellonen Universität Krakow (Prof. Joanna Dyduch, Prof. Artur Skorek), das Birkbeck College der University of London (Dr. Ben Gidley), die Comenius Universität Bratislava (Prof. Eduard Niznansky) und das MMZ (Dr. Olaf Glöckner, Alisa Jachnowitsch).
Der Landespräventionsrat fördert die digitale Bibliothek verbrannter Bücher im Praxistest
Wann schlägt Streitkultur in Hetze und politisch motivierte Gewalt um? Welche gesellschaftlichen Gruppen sind besonders vulnerabel? Was passierte im Jahr 1933 an meinem Wohnort und wie machte sich der erstarkende Antisemitismus bemerkbar?
Diese und noch mehr Fragen werden in neuen Lehr- und Lernmodulen über die Bücherverbrennungen im Jahr 1933 thematisiert. Plurale Gesellschaften, die Wertschätzung von Streit, Diskussion und Kontroverse und das respektvolle Gespräch sind grundlegende Ziele der politischen Meinungsbildung. Die öffentliche Verbrennung missliebiger Bücher steht paradigmatisch für die gewaltsame Verdrängung Andersdenkender zu Beginn der NS-Diktatur.
Die praktische Anwendung der Website www.verbrannte-buecher.de wird vom Landespräventionsrat Brandenburg (Ministerium des Innern und für Kommunales) gefördert. Julia Kleinschmidt und Ingolf Seidel aus dem Bereich Outreach und Transfer erproben die Unterrichtseinheiten noch in diesem Winter mit Schüler:innen aus verschiedenen Schulen und Städten in Brandenburg.
4 / Berichte
FoNA21: Dritte Sommerakademie - „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“
Antisemitismusbekämpfung in der Bildungsarbeit war das bestimmende Thema der nunmehr dritten Sommerakademie von FONA-21 in der Hauptstadt, organisiert vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA)/TU Berlin, dem Moses Mendelssohn Zentrum und der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) am 16. und 17. September 2024. Die 70 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland erfuhren viel über Krisenintervention, Antisemitismusbekämpfung im schulischen wie außerschulischen Bereich, und sie tauschten sich über neue Wege von Wissenstransfer und Sensibilisierung aus.
Olaf Glöckner vom MMZ war nicht nur an der Planung beteiligt, sondern übernahm auch die Moderation verschiedener Vorträge. Die Kolleg:innen Julia Kleinschmidt und Ingolf Seidel boten einen Workshop zur Vermittlung jüdischer Geschichte an Brandenburgischen Schulen an. Ingolf Seidel, der ebenfalls zum Planungsteam der Sommerakademie gehörte, referierte zudem über die „Normalisierung“ rechter Diskurse.
Digital History & Citizen Science
Vom 19.–22. September fand an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Tagung Digital History & Citizen Science statt. An der Gemeinschaftstagung der AG Digitale Geschichtswissenschaft des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, des Vereins für Computergenealogie, NFDI4Memory, Archion und ICARUS e.V., der Historischen Kommission Sachsen-Anhalt, des Instituts für Landesgeschichte (Sachsen-Anhalt) und des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt nahmen auch Kolleg*innen des MMZ teil. Daniel Burckhardt und Nina Zellerhoff informierten in einem Vortrag über das Projekt „Hachschara als Erinnerungsort“ sowie im Rahmen der am Freitagnachmittag stattfindenden „Projektarena“ über die digitalen Angebote des MMZ.
5 / Mediathek
Podcast Jüdische Geschichte Kompakt
Der Podcastkanal Jüdische Geschichte Kompakt wird gemeinsam vom MMZ und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), Hamburg, betrieben und von Miriam Rürup und Björn Siegel herausgegeben. Jeden ersten Freitag im Monat werden neue Einblicke in die jüdische Geschichte und Gegenwart eröffnet. Die aktuelle Staffel wurde von Björn Siegel (IGdJ) konzipiert.
Die mittlerweile 13. Staffel widmet sich aus jüdischen Perspektiven dem Thema „Die Stadt“. Die vierte und letzte Folge dieser Staffel wurde am 4. Oktober veröffentlicht.
Link zum Intro:
juedischegeschichtekompakt.podigee.io/65-13-0_intro-zur-13-staffel-die-stadt
6 / Publikationen
Als sephardische Jüdinnen und Juden im Zuge der Spanischen Inquisition von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden, gelangten sie dank der vergleichsweise toleranten osmanischen Politikführung in das Reich der Sultane, in dem sie künftig als dhimmis, d. h. als „Schutzbefohlene“, lebten. In den folgenden Jahrzehnten prägten jüdische Persönlichkeiten, darunter Rabbiner, Gemeindemitglieder, Reisende, Händler, Unternehmer und Mediziner, von Syrien über Ägypten bis zum osmanischen Balkan das religiöse, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben. In diesem Band wird in länderübergreifenden und interdisziplinären Einzelstudien die Vielfalt jüdischer Lebenswelten in verschiedenen interkulturellen Kommunikationsräumen und im Kontext von Akzeptanz und Ablehnung, Kulturtransfer und Wirtschaftsbeziehungen thematisiert – aber auch im Zusammenhang mit Kriegen, Konflikten, Pogromen und Nationenbildungsprozessen.
Martina Bitunjac (Hrsg.), Jüdische Lebenswelten im Osmanischen Reich (=Europäisch-jüdische Studien, Bd. 64), Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2024. Open Access: doi.org/10.1515/9783111048949
Die von Martina Bitunjac geschriebene Biographie über die jüdisch-kroatische Kinderschauspielerin Lea Deutsch (1927–1943) ist nach der deutsch- und kroatischsprachigen Ausgabe jetzt auch in bengalischer Sprache erschienen. Gefördert wurde die Veröffentlichung vom Ministerium für Kultur und Medien der Republik Kroatien.
Martina Bitunjac, লেয়া ডয়েচ. অভিনয়, সঙ্গীত ও নৃ ত্যের বিস্ময়শিশ [Lea Deutsch: Ein Kind des Schauspiels, der Musik und des Tanzes.] Übersetzt von Sulagna Mukhopadhyay, Kolkata: Rritobak, 2024.
Saloniere, Autorin, Symbol weiblicher und jüdischer Emanzipation, Paria oder Parvenü? Rahel Levin Varnhagen (1771–1833) kann als eine der meist zitierten und diskutierten deutschsprachigen Frauen gelten. Trotz einer schillernden Wirkungsgeschichte gibt es bis heute keine systematische Aufarbeitung der Rezeption weder der so genannten Berliner Salons noch ihrer berühmtesten Protagonistin – eine Leerstelle, die dieser Band füllen möchte.
Anna-Dorothea Ludewig, Hannah Lotte Lund (Hrsg.): Rahel Levin Varnhagen: Rezeption – Projektion – Imagination (=Europäisch-jüdische Studien, Bd. 71). Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2024. doi.org/10.1515/9783111342979
Leben und Werk des jüdischen Schriftstellers, Philosophen, Mystikers und Politikers Shmuel Hugo Bergmann (1883–1975) wurden in der bisherigen historischen Forschung nur wenig beachtet. Dies wundert umso mehr, als Bergmann in jungen Jahren im legendären „Prager Kreis“ verortet war, während der 1920er Jahre die Jüdische Nationalbibliothek in Jerusalem aufbaute, erster Rektor der Hebräischen Universität wurde und bis in die 1970er Jahre hinein mit Theologen, Philosophen und liberalen Intellektuellen aus aller Welt im Austausch stand. Der vorliegende Band, erschienen in diesem Sommer bei De Gruyter Oldenburg, vereint Bergmann-Experten aus Tschechien, Israel, den USA und Deutschland.
Olaf Glöckner, Boaz Huss und Marcela Menachem Zoufalá (Hrsg): Shmuel Hugo Bergmann. A Life between Prague and Jerusalem (=Europäisch-jüdische Studien, Bd. 63). Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2024. doi.org/10.1515/9783111046013