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Dialog # 101 / Mai 2024
1 / Intro
Liebe Freundinnen und Freunde des Moses Mendelssohn Zentrums,
heute freuen wir uns, Ihnen unsere neue Ausgabe des DIALOG als elektronischen Newsletter senden zu können. Zuletzt haben wir in unserer Jubiläumsausgabe #100 mit 10 x 10 Listen auf 100 Ausgaben dieser Instituts-Nachrichten zurückgeblickt – mit Schwerpunkten auf den Institutsformaten wie Publikationen, Veranstaltungen, Gastwissenschaftler:innen, Lehrangeboten, Bibliothekssammlungen, Ausstellungen, Kooperationspartnern, aber auch mit inhaltlichen Bezügen auf unsere Arbeit wie naheliegenderweise einem Blick auf zehn Mitglieder der Familie Mendelssohn und zehn Orten jüdischen Lebens in Brandenburg. Sollten Sie noch einmal reinschauen wollen, dann empfehle ich Ihnen – wie auch für alle früheren Ausgaben – unser Newsletterarchiv unter www.mmz-potsdam.de/aktuelles/newsletter.
Aktuell befinden wir uns mitten in den letzten Vorbereitungen für unsere Vortragsreihe aus Anlass der bevorstehenden Landtagswahlen in drei Bundesländern, mit der wir uns aus historischer Perspektive mit verschiedenen Beispielen für antidemokratische und rechte Anfeindungen und der möglichen Abwehr derselben beschäftigen werden – und jeden Vortrag mit einem Gespräch mit Vertreter:innen aus heutigen zivilgesellschaftlichen, bürgerschaftlichen, wissenschaftlichen Initiativen zu ähnlichen Herausforderungen der Gegenwart ergänzen. Den Auftakt für diese Vortragsreihe wird am 29. Mai Gideon Botsch mit einem Vortrag über den Namensgeber der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle zu Rechtsextremismus und Antisemitismus machen. Die Veranstaltungen dieser Reihe werden einmal monatlich stattfinden und im Herbst mit einer Podiumsdiskussion nach der Brandenburger Landtagswahl enden. Die Vorträge können Sie im Anschluss wie gewohnt in unserer Mediathek nachsehen.
Wir laden Sie nun ein, sich mit diesem Newsletter über unsere zahlreichen Projekte zu informieren – über unseren Hackathon gemeinsam mit dem Potsdamer Netzwerk Digitale Geisteswissenschaften sowie der direkt anschließenden Tagung zu #DHJewish in Kooperation mit Gerben Zaagsma und dem Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH), über die im März angelaufene Podcast-Staffel zu „Jüdische Frauen zwischen Wohlfahrt und Widerstand“ von Jüdische Geschichte Kompakt und über die Veranstaltungen des Formats „Books & Cookies“ im Café Ricciotti in Potsdam. Merken Sie sich hier doch schon den Donnerstag, 30. Mai, vor, wenn wir uns zum Gespräch über eine Graphic Novel zu Stefan Heym wieder bei Kaffee und Kuchen wiedersehen können!
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und erkenntnisreiche Einblicke beim Besuch unserer virtuellen Präsenz. Und wie immer gilt: Noch mehr heißen wir Sie natürlich auch in Person willkommen – vielleicht weckt ja die eine oder andere Ankündigung Ihr Interesse, oder es zieht Sie in unsere wunderschönen Bibliotheksräume mit reichhaltigem Bücherangebot, wir freuen uns auf Sie!
Es grüßt Sie herzlich
Miriam Rürup und das Team des MMZ
2 / Veranstaltungen
Jüdische Perspektiven auf die Verteidigung der Demokratie. Historische Erfahrungen bis 1933 und aktuelle Dimensionen
Von Mai bis Oktober 2024
Beginn 18 Uhr im Moses Mendelssohn Zentrum
Organisation: Werner Treß
Im Wahljahr 2024 kämpft die Zivilgesellschaft in Brandenburg für die Verteidigung der Demokratie. Eine gesichert rechtsextreme Partei droht laut Umfragen stärkste politische Kraft zu werden. Immer mehr Menschen treibt die Frage um, ob sich die politischen Verhältnisse wieder so entwickeln, wie während der Weimarer Republik und in den Jahren bis 1933.
In der Vortragsreihe, zu der das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) Akteur:innen aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen einlädt, soll es nicht darum gehen, das Menetekel von 1933 an die Wand zu malen. Vielmehr wollen wir darüber diskutieren, inwieweit die Erfahrungen, die Jüdinnen und Juden bis 1933 als Angehörige einer bedrohten Minderheit, aber auch als Akteure im Kampf um die Verteidigung der Demokratie gemacht haben, dazu anregen können, die heutigen Herausforderungen zu bestehen.
In sechs Veranstaltungen werden Wissenschaftler:innen aus dem MMZ über Personen und Ereignisse aus der brandenburgisch-jüdischen Demokratiegeschichte berichten, um dann mit Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Einrichtungen deren aktuelle Relevanz zu erörtern. Gemeinsam mit dem Publikum wollen wir darüber diskutieren, wie die gegenwärtige Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates wirksam überwunden werden kann.
Die Reihe startet am Mittwoch, 29. Mai 2024, 18 Uhr
Emil Julius Gumbel und die Ursprünge der empirischen Rechtsextremismusforschung
Gideon Botsch (MMZ) mit Judith Porath (Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive)
Vollständiges Programm:
www.mmz-potsdam.de/aktuelles/veranstaltungen/2024/vortragsreihe-juedische-perspektiven-auf-die-verteidigung-der-demokratie
Lebenswelten der radikalen Rechten. Praktiken, Ideologien und Strukturen, 1945–2000
Tagung des Projekts »Die radikale Rechte in Deutschland, 1945–2000« in Kooperation mit dem Zeithistorischen Arbeitskreis Extreme Rechte (ZAER)
27./28. Juni 2024 Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam
Organisation: Frank Bösch/Gideon Botsch
Gerade in Deutschland basierte die radikale Rechte lange Zeit weniger auf gut organisierten Parteien denn auf locker vernetzten Gruppen, die im Alltag interagierten und so gemeinsame Vorstellungen und Werte entwickelten. Ihre Lebenswelten lassen sich als ein kommunikatives Handeln verstehen, das gemeinsame Vorstellungen und habituelles Auftreten festigte, etwa durch Jugendverbände, Szenen, Begegnungen an festen Orten, Ausflüge, Vereine, Sport, Medien, Musik und Kleidung. Aus ihnen heraus entstanden rassistische Vorstellungen, politische Gruppen oder gewaltsame Aktionen.
Die Tagung untersucht diese rechten Lebenswelten. Sie fragt, wie sie sich seit den 1950er-Jahren neu formierten und im generationellen und gesellschaftlichen Wandel veränderten. Welche Strukturen, Orte und Praktiken der Vergemeinschaftung entstanden, welche teils bis heute prägenden Deutungen und Ideologien wurden dabei generiert und tradiert? Dabei blickt die Tagung auf Jugendgruppen und mediale Diskurse, auf Gewaltpraktiken und Interaktionen mit dem Staat oder auch auf Verbindungen ins Ausland.
Das vollständige Programm und Informationen zur Anmeldung bis zum 10. Juni finden Sie unter www.mmz-potsdam.de/aktuelles/veranstaltungen/2024/lebenswelten-der-radikalen-rechten
Books & Cookies: Gerald Richters Graphic Novel zu Stefan Heym
Zeit: Donnerstag, 30. Mai 2024, 16.30–18.00 Uhr (Einlass ab 16.00 Uhr)
Ort: Café Ricciotti, Wilhelm-Staab-Straße 11, 14467 Potsdam
Organisation: Ellen Fischer und Anna-Dorothea Ludewig
Bei der fünften Veranstaltung von Books & Cookies ist diesmal der Autor und Architekt Gerald Richter aus Chemnitz zu Gast. Mit ihm wollen wir über die jüngst erschienene Graphic Novel Die sieben Leben des Stefan Heym sprechen, die als Gemeinschaftsproduktion mit dem Illustrator Marian Kretschmer entstanden ist. Das Leben und Werk des bekannten Schriftstellers und Publizisten wird in diesem Buch visuell erzählt und damit auf einer neuen Ebene zugänglich gemacht.
So entsteht ein unmittelbarer Blick auf Stefan Heym, dem über seine eigenen Texte (wieder) eine Stimme verliehen wird.
Books & Cookies
Books & Cookies. Jüdische Geschichte und Kultur im Café Ricciotti ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des Moses Mendelssohn Zentrums und des Café Ricciotti, in deren Rahmen neue Veröffentlichungen zur jüdischen Geschichte und Kultur von den Autorinnen und Autoren im Gespräch vorgestellt werden und – ganz im Stile eines Salons – auch der Austausch mit dem Publikum ermöglicht wird. Die Buchhandlung Sputnik begleitet die Veranstaltung mit einem Büchertisch.
Der Eintritt ist frei.
Buchpräsentation: Eisernes Schweigen. Das Attentat meines Vaters. Eine deutsche Familiengeschichte
Die Stiftung Topographie des Terrors und das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam setzen ihre Reihe „Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ fort und laden zu einer Buchpräsentation ein.
Dienstag 4. Juni 2024 19.00 Uhr
Buchpräsentation: Dr. Traudl Bünger, Köln
Moderation: Gideon Botsch, Potsdam
Topographie des Terrors Auditorium Niederkirchnerstraße 8, Berlin-Kreuzberg
Eintritt frei
Wie ist es, herauszufinden, dass der Vater ein Attentäter war? Traudl Bünger kannte ihren Vater als einen fürsorglichen, verlässlichen Mann, der aber auch rigide Meinungen hatte. Nach seinem Tod 2016 begann sie, sich mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Sie fand heraus, dass sich Heinrich Bünger, angehender Doktor der Chemie, Anfang der 1960er Jahre nicht nur in rechtsextremen Kreisen bewegte, sondern auch für ein Bombenattentat in Südtirol mitverantwortlich war. Damals solidarisierten sich rechtsnationale Organisationen und Aktivisten aus Deutschland und Österreich mit dem Kampf um die Unabhängigkeit Südtirols von Italien. Traudl Büngers Vater hat sein Leben lang über das Verbrechen geschwiegen. Was hat ihren Vater im Alter von 27 Jahren zu dieser Tat verleitet? Traudl Büngers Recherchen führten sie in zahlreiche Archive und in drei Länder. Sie begann, mit Angehörigen über das damalige Geschehen zu sprechen. In ihrem soeben erschienenen Buch Eisernes Schweigen (2024) gibt sie auch Einblick in die zögerliche Reaktion der westdeutschen Justiz.
Holunderblüten. Die Prager Autorinnen Ossip Schubin, Marie Holzer und Hermine Hanel
Vortrag von Anna-Dorothea Ludewig (MMZ) am 22. Juni 2024, 16 Uhr in der Mendelssohn Remise, Jägerstr. 51, 10117 Berlin, in Zusammenarbeit mit dem Kulturforum östliches Europa und dem Selma Stern Zentrum.
Eintritt frei. Informationen zur Anmeldung:
www.kulturforum.info/de/termine/veranstaltungen/1024416-holunderblueten
Mit der Veranstaltung wird an den 170. Geburtstag der zu ihrer Zeit vielgelesenen und von der Literaturkritik geschätzten Ossip Schubin (1854–1935) erinnert. Heute noch weniger bekannt ist die Journalistin und Feministin Marie Holzer (1874–1924), die im renommierten Prager Tagblatt und in der expressionistischen Zeitschrift Die Aktion publizierte. Ihr Geburtstag liegt 150 Jahre zurück und ihre Ermordung durch den eigenen Ehemann 100 Jahre. Im Juni 1944 verstarb die Schriftstellerin Hermine Hanel (1874–1944), deren Geburtstag sich 2024 ebenfalls zum 150. Mal jährt und die unter anderem auch für das Prager Tagblatt schrieb.
3 / Berichte
Zum Tod von Joachim H. Knoll (1932–2024)
Das Moses Mendelssohn Zentrum trauert um sein langjähriges Vereins-Mitglied Prof. em. Dr. Dr. h. c. Joachim H. Knoll. Wir danken dem renommierten Pädagogen, Kollegen und Freund des MMZ für die jahrzehntelange wissenschaftliche Bereicherung und Unterstützung unseres Zentrums.
Sein herausragendes Engagement im MMZ war vielfältiger Natur: Als Mitglied des Trägervereins des MMZ brachte er sich mit großem Einsatz in die Vereinsarbeit ein. Zusammen mit Anna-Dorothea Ludewig und Julius H. Schoeps publizierte er den in unserer Reihe „Europäisch-jüdische Studien“ erschienenen Band „Der Dandy. Ein kulturhistorisches Phänomen im 19. und 20. Jahrhundert“. Darüber hinaus ist Herr Knolls Wirken als jahrelanges Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und als Autor zahlreicher Aufsätze, Miszellen und Rezensionen der Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte zu würdigen. In seinen Beiträgen ging er immer wieder auf wichtige Forschungsfragen ein und ließ dort seine inspirierenden Überlegungen zu gesellschaftspolitischen Beobachtungen mit einfließen.
Seine vielfältigen Tätigkeiten wurden international gewürdigt: So war Herr Knoll Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und Ehrenmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.
Von 1973 bis 1983 fungierte er als Dekan der Philosophischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.
Prof. Knoll ist am 22. März 2024 verstorben. Das Moses Mendelssohn Zentrum drückt der Familie und den Angehörigen von Herrn Knoll ihr aufrichtiges Beileid aus. Wir werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.
In der nächsten Ausgabe der Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte wird ein ausführlicher Nachruf zum Tod von Prof. Knoll erscheinen.
Neue Vereinsmitglieder des MMZ
Der Trägerverein des Moses Mendelssohn Zentrums begrüßt folgende neue Mitglieder, die dem MMZ e.V. Anfang 2024 beigetreten sind:
Prof. Dr. Frank Bösch
Historiker, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam und Professor für deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam
Prof Dr. Yael Kupferberg
Literaturwissenschaftlerin, Gastprofessorin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin
Dr. Carolin Emcke
Philosophin, Autorin und freie Publizistin u.a. für Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung
Dr. Annette Leo
Historikerin, Autorin und freie Publizistin
Adina Stern, M.A.
Historikerin, Literaturwissenschaftlerin, Mitarbeiterin im BMBF-Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert (FoNA21)
The Value of the Digital. #DHJewish Conference and Hackathon
Vom 10. bis 12. April fanden sich internationale Wissenschaftler:innen unter anderem aus Israel, den USA, Frankreich und Tschechien zum Hackathon und zur Konferenz The Value of the Digital. #DHJewish Conference and Hackathon in Potsdam ein. Drei Tage lang wurde programmiert und diskutiert, der Wert und die Zukunft des Digitalen für die Jüdischen Studien ausgelotet.
Sowohl das MMZ mit dem Projekt „Jüdische Geschichte online“ als auch das Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH) mit der Seite „#DHJewish“ betreuen Portale zu jüdischer Geschichte. Dies war nur einer der Gründe, warum diese beiden Institutionen mit der diesjährigen #DHJewish Konferenz in Potsdam an eine seit 2013 stattfindende Reihe von Konferenzen zu diesem Thema anknüpfen und diese zusammen weiterführen wollten. Gleichzeitig wurde ein Anschluss an den erfolgreich durchgeführten DH Jewish Hackathon, der 2022 im Rahmen der „Henriette Herz-Hackathons“ des Potsdamer Netzwerk für Digitale Geisteswissenschaften stattfand (vgl. den Bericht im Dialog #94) geschaffen. In der erneuten Zusammenarbeit mit dem MMZ fand auch im Rahmen der aktuellen Konferenz vorab ein eintägiger Hackathon statt.
So wurde am Mittwoch mit der Präsentation der verschiedenen Challenges begonnen: angeboten wurden Projekte unter den Titeln „The Matchmaker“, „Holocaust Testimonies as a Language Corpus“, „How to pinpoint the difference between Soviet, Stalinist and non-Soviet Yiddish Press – with no sweat?” oder auch „Finding quotes from rabbinical sources in historical texts“. Die Ergebnisse des eintägigen Hackathons wurden als Start in die zwei nachfolgenden Konferenztage am Donnerstagvormittag präsentiert.
Direkt im Anschluss folgten thematisch umfangreiche Panels zur digitalisierten und rekonstruierten Geschichte, sowie am Freitag, dem letzten Konferenztag, zu jüdischer Musik und zur erinnerten Geschichte. In einer virtuellen Postersession konnten weitere Teilnehmer ihre Projekte und Forschungsthemen dem Publikum näherbringen. Den Abschluss fand die Konferenz in einem Roundtable, der unter dem Titel „DHJewish Quo Vadis?“ danach fragte, an welchem Punkt sich das Feld der Digital Humanities im Bereich Jewish Studies derzeit befindet und wie es sich zukünftig entwickeln kann.
Zum gesamten Programm:
www.mmz-potsdam.de/aktuelles/veranstaltungen/2024/the-value-of-the-digital-dhjewish-conference-and-hackathon
Schüler:innen auf Spurensuche zum jüdischen Leben in Eberswalde
Das Pilotprojekt des MMZ, welches von Ellen Fischer und Ingolf Seidel organisiert und in enger Zusammenarbeit mit den Lehrkräften des Dalton Gymnasiums in Potsdam durchgeführt wird, führte die Schüler:innen der 8. Klasse diesmal in die Stadt Eberswalde. Während der Projekttage wurden die Schüler:innen selbst zu Forschenden. Beim Besuch des Kreisarchiv Barnim, erfuhren sie nicht nur wie die Recherche in einem Archiv funktioniert, sondern auch wie reichhaltig sich das Zusammenleben der jüdischen und nichtjüdischen Bewohner:innen in Eberswalde über Jahrhunderte hinweg darstellte. Im Anschluss besuchten sie den ehemaligen Standort der Synagoge sowie weitere Wohnorte und Ladengeschäfte ehemaliger jüdischer Bewohner:innen.
Aus diesen Recherchen entwickelten die Schüler:innen digitale Stadtführungen. Das laufende Projekt betont die Relevanz, jüdische Geschichte frühzeitig in den schulischen Lehrplan zu integrieren und schafft zudem ein Bewusstsein für die Vielfalt und Bedeutung jüdischer Kultur.
Das MMZ beim Potsdamer Tag der Wissenschaften
Auch beim diesjährigen Potsdamer Tag der Wissenschaften (PTDW), der am 4. Mai ein großes Publikum von Nah und Fern auf den Telegraphenberg zog, war das MMZ mit vielfältigen Angeboten vertreten. Nina Zellerhoff und Daniel Burckhardt stellten Online-Portale vor, die auch von allgemein interessierten Personen problemlos und einfach genutzt werden können – so u.a. zur jüdischen Geschichte in der DDR und zu ehemaligen jüdischen landwirtschaftlichen Ausbildungsstätten (Hachscharot) als Erinnerungsorten, zur Bibliothek verbrannter Bücher wie auch zum (Online-)Archiv der Erinnerung. Ingolf Seidel bot einen Vortrag zum „Messingwerk in Eberswalde/OT Finow als Industriestandort und Raum jüdischer Geschichte“, welches untrennbar mit der berühmten Unternehmerfamilie Hirsch verbunden ist. Zu den jüdischen Erinnerungsorten in Brandenburg befinden sich weitere pädagogische Vermittlungsprogramme im Aufbau. Die PTDW-Besucher interessierten sich aber auch für aktuelle Kontroversen zur Erinnerungskultur in Europa und für die Entwicklung jüdischen Lebens in Brandenburg und Potsdam seit 1989. Informiert werden konnte sich auch zu Fragen der jüdischen Gegenwartsforschung, zur Antisemitismusprävention und zu neuen Kooperationen des MMZ.
EU-Workshop „Jews, Muslims and Roma“ in Potsdam und Berlin
Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes „Euphony. Jews, Muslims and Roma in the 21st Century Metropolises“, welches das MMZ gemeinsam mit der Jagiellonen Universität Krakow und der Karls-Universität in Prag gestaltet, trafen sich die Teams vom 5. bis 8. Februar zu einem internationalen Workshop in Potsdam. Weitere europäische Sozialwissenschaftler nahmen teil, so Ben Gidley vom Birkbeck College (University of London), Jonathan Floyd (University of Bristol) und die tschechische Ethnologin Timea Crofony, die über „Gender Sensitive Language and Communication in Science“ referierte.
Ein kompletter Workshop-Tag wurde genutzt, um interkulturelle wie interreligiöse Projekte im benachbarten Berlin zu besuchen, deren Arbeit gerade in diesen Tagen noch an Bedeutung und Gewichtung gewinnt. So führte die Theologin Patricia Böckmann die Workshop-Teilnehmer:innen in die aktuellen Vorbereitungen zum Bau des „House of One“ am Petri-Platz in Berlin Mitte ein. Dr. Dekel Peretz, selbst involviert in ein EU-gefördertes Forschungsprojekt zu „Muslim-Jewish Encounter in Europe“, lud zu einer Besichtigung des Jüdischen Kulturzentrums an der Synagoge Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg ein. Schließlich lud die Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates in die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin Moabit ein - ein überkonfessionelles islamisches Gotteshaus mit liberaler Ausrichtung. Sämtliche Workshop-Teilnehmer bekundeten Interesse, auch an weitergehenden Studien mitzuwirken.
Internationaler Workshop „Children in Crises“
Ebenfalls im Februar hatte das MMZ zum achten internationalen Workshop „Children in Crises VIII. Children after War, Holocaust and Genocide“ eingeladen, ein Veranstaltungsformat, das das Western Galilee College Akko (Dr. Boaz Cohen, Dr. Verena Buser) entwickelt hat. Wie bei den vorhergehenden sieben Workshops war es den Veranstaltern und Organisatoren wichtig, interdisziplinär arbeitende Forscher:innen zusammenzubringen, die Erkenntnisse aus der Holocaustforschung, der vergleichenden Genozidforschung, der Gewaltforschung, aber auch aus den Childhood Studies, der Sozialpädagogik und der Migrationsforschung zusammenführen. Die Referent:innen kamen aus Israel, Deutschland, den Niederlanden und Polen, und die Themen reichten von der Betreuung Holocaustüberlebender im Kindesalter nach 1945 in den Niederlanden und Zypern über die Begleitung heutiger ukrainischer (Flüchtlings-)Kinder in Polen bis hin zu Therapieformen für israelische Kinder, die den Hamas-Überfall vom 7. Oktober 2023 überlebt haben. Hochtraumatisierte israelische Kinder, die sich über Wochen in Hamas-Geiselhaft befunden hatten, bildeten auch das zentrale Thema für das erste Panel. Hier stellten u.a. Prof. Carmit Katz, Senior Director am Haruv Institute Jerusalem, und Dr. Efrat Bron-Harlev, CEO am Schneider Children’s Medial Center, ihre Arbeit mit den betroffenen Kindern vor.
4 / Mediathek
Podcast Jüdische Geschichte Kompakt
Der Podcastkanal Jüdische Geschichte Kompakt wird gemeinsam vom MMZ und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, betrieben und von Miriam Rürup und Björn Siegel herausgegeben. Jeden ersten Freitag im Monat werden neue Einblicke in die jüdische Geschichte und Gegenwart eröffnet. Die aktuelle Staffel wurde von Lutz Fiedler und Anna Dorothea Ludewig konzipiert.
Unter dem Oberthema „Jüdische Frauen zwischen Wohlfahrt und Widerstand“ richtet sich der Blick der mittlerweile 12. Staffel auf die unterschiedlichen Wege des sozialen und politischen Engagements jüdischer Frauen im 20. Jahrhundert. Drei Folgen sind bereits online zu hören, die vierte und letzte Folge dieser Staffel wird am 7. Juni veröffentlicht.
Link zum Intro:
juedischegeschichtekompakt.podigee.io/60-intro-zur-12-staffel-judische-frauen-zwischen-wohlfahrt-und-widerstand
5 / Publikation
„Und dennoch!“ Rainer Maria Rilke – Ilse Blumenthal-Weiss: Briefwechsel und Texte zum Judentum
Hrsg. von Torsten Hoffmann und Anna-Dorothea Ludewig. Göttingen 2024.
Rainer Maria Rilke hat sich zeitlebens für das Judentum interessiert, sich aber kaum dazu geäußert – eine Ausnahme stellen seine 1921/22 an Ilse Blumenthal-Weiss gerichteten Briefe dar, die nun erstmals in der Form eines dialogischen Briefwechsels publiziert werden. Ergänzt wird dieser Band um Texte von Blumenthal-Weiss, die als Shoah-Überlebende 1947 in die USA emigrierte und sich von dort aus immer wieder mit Rilke beschäftigte.
Website zum Buch:
www.wallstein-verlag.de/9783835355736-und-dennoch.html