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Dialog # 98 / Oktober 2023
1 / Intro
Liebe Freundinnen und Freunde des Moses Mendelssohn Zentrums,
mit dieser Ausgabe erhalten Sie bereits zum dritten Mal den DIALOG als elektronischen Newsletter. Zu Beginn des Wintersemesters freuen wir uns auf zahlreiche vor uns liegende Veranstaltungen. Zugleich blicken wir auf die Veranstaltungen der letzten Monate zurück, an denen wir als MMZ beteiligt waren. Hervorzuheben ist hier etwa die Sommerakademie über aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus, die das MMZ gemeinsam mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung im Rahmen von FONA21 im September durchgeführt hat. Auch unsere Kolleg:innen der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle waren hier mitbeteiligt.
Auf den aktuell stattfindenden „Tagen des Exils“ ist das MMZ gleich mehrfach vertreten – einmal im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung mit der Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung über Rückkehrerfahrungen nach 1945, ein anderes Mal in Kooperation mit der Hugo Simon Stiftung zu den Exilen des Hugo Simon.
Bereits im Juni haben wir im Potsdamer Café Ricciotti mit der Reihe „Books & Cookies“ ein neues Veranstaltungsformat begonnen. Den Auftakt machten wir mit dem Buch „Jüng und jüdisch in der DDR“, das wir gemeinsam mit dessen Autorinnen diskutierten, und setzen diese Reihe nun mit einem Gespräch zum druckfrischen Buch („Mit RASSCO siedeln“) unserer Kollegin Ines Sonder und ihrem Co-Autor Joachim Trezib fort.
Über jüdische Erfahrungen in und Perspektiven auf die DDR haben wir im vergangenen Sommer zudem eine Staffel in der Podcast-Reihe „Jüdische Geschichte Kompakt“ veröffentlicht. Ganz neu ist wiederum das Verbundportal „Jüdische Geschichte online“, dessen Launch wir gerade auf dem Historikertag gefeiert haben. Doch sehen Sie zu all diesen Punkten auch unsere Berichte weiter unten.
Mit großer Freude und zugleich Respekt vor dem Amt können wir außerdem berichten, dass Miriam Rürup, die Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums, zum President Elect und damit für den Zeitraum von 2027 bis 2031 zur Präsidentin der European Association for Jewish Studies gewählt wurde. Wir freuen uns über die damit verbundene Anerkennung des MMZ, über die neuen Gestaltungsmöglichkeiten unseres Hauses innerhalb der Jüdischen Studien in Potsdam und im Verbund des Selma Stern Zentrums Berlin-Brandenburg und vor allem freuen wir uns darauf, im Jahr 2031 Gastgeber der EAJS in Potsdam zu sein!
Nach 30 Jahren engagierter und inspirierender Arbeit und einer gestaltenden wie prägenden Tätigkeit am Moses Mendelssohn Zentrum hat sich unsere Bibliothekarin Ursula Wallmeier entschieden, neue Wege zu gehen und hat die Leitung der Bibliothek des Instituts für Museumsforschung übernommen. Mit großem Dank aber auch mit Wehmut haben wir sie deshalb Ende August verabschiedet, wünschen Ihr aber zugleich für die Zukunft alles erdenklich Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen in neuen Konstellationen.
Ihnen, liebe Leser:innen, wünschen wir viel Vergnügen und erkenntnisreiche Einblicke beim Besuchen unserer virtuellen Präsenz und den Einblicken in die aktuellen und kommenden Aktivitäten des MMZ. Noch mehr heißen wir Sie freilich auch in Person willkommen – vielleicht weckt ja die eine oder andere Ankündigung Ihr Interesse (wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch zu Kaffee, Kuchen und gutem Buch schon an diesem Donnerstag ab 16:00 im Cafe Ricciotti bei Books & Cookies?!), oder es zieht Sie in unsere wunderschönen Bibliotheksräume mit reichhaltigem Bücherangebot, wir freuen uns auf Sie!
Es grüßt Sie herzlich
Miriam Rürup und das Team des MMZ
2 / Veranstaltungen
Konferenz über Jüdische Geschichte[n] in der DDR
Vom 18. bis 20. Oktober 2023 veranstaltet das MMZ in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin die Konferenz „…und der Zukunft zugewandt? – Über jüdische Geschichte[n] in der DDR“.
Ort: 18. Oktober 2023: Potsdam Museum; 19. und 20. Oktober 2023: W. M. Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin
Die dreitägige Konferenz thematisiert die Erwartungen und Enttäuschungen ebenso wie das Engagement und die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden in der DDR. Was hat sie zum Verbleib oder zur Rückkehr in die DDR bewogen? Welche persönlichen und politischen Hoffnungen und Chancen waren mit dem neuen Gemeinwesen verbunden? In welchem Maße entsprach die Rückkehr zugleich einer Einwanderung in eine sozialistische Utopie? Und wie wurde der verschiedentlich offene oder verdeckte Antisemitismus innerhalb der DDR erlebt und darauf reagiert?
Anhand dieser und weiterer Fragen wird die Geschichte der Jüdinnen und Juden in der DDR aus politischer, kultur- und alltagsgeschichtlicher Perspektive thematisiert und diskutiert.
Das vollständige Programm und die Links zur Anmeldung finden Sie unter www.mmz-potsdam.de/aktuelles/veranstaltungen/2023/und-der-zukunft-zugewandt-ueber-juedische-geschichten-in-der-ddr
Die Konferenz wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert und findet im Begleitprogramm der Ausstellung „Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR“ statt. Die Ausstellung am Jüdischen Museum Berlin wurde gefördert von der Kulturstiftung der Länder.
DDR am Dienstag im Jüdischen Museum
Im Begleitprogramm zur Ausstellung „Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR“ stellt das MMZ am 31. Oktober in der Reihe „DDR am Dienstag“ sein Oral History Portal „Jüdische Geschichte[n] in der DDR“ vor.
Ausgehend von Sammlungen biographischer Interviews aus den Jahren 1989 bis 2015, die das MMZ derzeit erschließt und als Teil des Portals „Jüdische Geschichte online“ zur Verfügung stellt, sollen Erfahrungen, Perspektiven und Selbstverständnisse von Jüdinnen und Juden aus der DDR sichtbar gemacht werden. Gerade durch die unterschiedliche zeitliche Perspektive sowie den Entstehungskontext der Interviews werden verschiedene Positionen und Erfahrungen deutlich. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „DDR am Dienstag“ gibt das MMZ einen Einblick in das Projekt.
Zeit: 31. Oktober 2023, 17:30–19:00 Uhr
Ort: Jüdisches Museum Berlin, Altbau 1. OG, Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
Tage des Exils Berlin
Die Tage des Exils sind ein publikumsorientiertes Veranstaltungs- und Begegnungsprogramm vom 8. September bis 9. Oktober 2023, das Menschen im Exil eine Plattform gibt und die Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit schlägt.
Das MMZ ist Mitveranstalter folgender Veranstaltung:
Die Exile des Hugo Simon – Vortrag und Diskussion
Zeit: Freitag, 6. Oktober 2023, 18:00 Uhr
Ort: Villa Grisebach, Fasanenstr. 25, 10719 Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf
Eintritt frei. Wegen begrenzter Platzzahl wird rechtzeitiges Kommen empfohlen.
Der Bankier, Mäzen, Kunstsammler, Politiker und Landwirt Hugo Simon (1880–1950) wurde von den Nationalsozialisten erbarmungslos verfolgt: 1933 musste er nach Paris und 1940 weiter nach Brasilien fliehen, wo er verarmt verstarb. Sein Urenkel Rafael Cardoso und die Literaturwissenschaftlerin Anna-Dorothea Ludewig zeigen in ihrem Vortrag ein individuelles Schicksal im Zusammenhang von Verfolgung und Flucht. Zugleich erinnern sie an einen lange vergessenen Protagonisten der Weimarer Jahre in Berlin.
Veranstaltet von: Hugo Simon Stiftung und dem Moses Mendelssohn Zentrum in Kooperation mit Villa Grisebach
Potsdamer Gespräche 2023: Potsdam und die Welt im Wandel
Im Rahmen der diesjährigen Potsdamer Gespräche möchten die am Forum Neuer Markt versammelten Forschungs-, Kultur- und Bildungseinrichtungen über das Thema Wandel sprechen, der sich nicht zuletzt mit den Klimaveränderungen, dem Krieg in der Ukraine aber auch der Transformationszeit nach dem Mauerfall in der Region ergeben hat.
Aus verschiedenen Perspektiven wollen wir auf solche Veränderungen schauen, deren Auswirkungen uns alle betreffen. Dafür laden wir an sechs Abenden in den kommenden fünf Monaten in Potsdams Museen, in die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung oder ins Rechenzentrum ein.
Mittwoch, den 11. Oktober 2023, um 18:00 Uhr: Finissage zur Ausstellung „Wir hatten ein normales Leben. Ukraine 2006–2023“ Iwano-Frankiwsk – Potsdams neue Partnerstadt in der Ukraine
Vortrag von Halyna Petrosanyak über Iwano-Frankiwsk und seine reiche multikulturelle Vergangenheit. Anschließend Podiumsgespräch mit Magdalena Marszałek, Alexander Wöll (beide Universität Potsdam) und Bernd Rubelt (Potsdamer Beigeordneter für Stadtentwicklung).
Ort: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung \ Heinrich-Mann-Allee 107 \ 14473 Potsdam
Veranstalter: BLPB, Deutsches Kulturforum östliches Europa, MMZ
Dienstag, den 7. November 2023 um 18:00 Uhr: Buchvorstellung „Rechte Gewalt. Aktuelle Analysen und zeithistorische Perspektiven auf das Land Brandenburg“
Gideon Botsch (MMZ) und Gesa Köbberling (EH Freiburg) im Gespräch mit Autorin Manja Präkels.
Ort: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte \ Am Neuen Markt 9 \ 14467 Potsdam
Veranstalter: MMZ, HBPG, unterstützt von der LAkD
Das Gesamtprogramm der Veranstaltungsreihe finden Sie unter www.mmz-potsdam.de/aktuelles/veranstaltungen/2023/potsdamer-gespraeche-2023-potsdam-und-die-welt-im-wandel
Ringvorlesung Jüdisches Filmerbe
Wintersemester 2023/24. Mittwoch, Beginn Vorträge: 17 Uhr. Beginn Filmvorführungen: 18 Uhr
Ort: Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A, 14467 Potsdam
In der Ringvorlesung werden aus interdisziplinärer Perspektive und anhand von Filmbeispielen unterschiedliche Facetten jüdischen Filmerbes von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart untersucht. Die Vorträge finden im Filmmuseum Potsdam statt, wo im Anschluss auch die Filme gezeigt werden.
Die Veranstaltung richtet sich auch an eine interessierte Öffentlichkeit. Die Filmvorführungen sind kostenpflichtig; für Studierende (mit Ausweis) wird kein Eintritt erhoben.
Veranstaltet im Rahmen des DFG-Projektes JÜDISCHES FILMERBE und in Kooperation mit der Forschungsgruppe JÜDISCHER FILM
Das vollständige Programm mit allen Abstracts finden Sie unter juedischefilmgeschichte.de/ringvorlesung-juedisches-filmerbe/
Wanderausstellung jüdische Sportstars
Vom 17. Oktober bis 11. November 2023 wird die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung. – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ auf dem Alten Markt in Potsdam präsentiert. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 15 herausragende deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten, die als Nationalspieler, Welt-und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Zentrums deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. und der Universitäten Potsdam und Hannover, das MMZ ist Kooperationspartner für die Zeit der Präsentation vor dem Landtag in Potsdam.
Books & Cookies: Mit RASSCO siedeln
Zeit: Donnerstag, 5. Oktober 2023, 16:30–18:00 Uhr (Einlass ab 16:00 Uhr)
Ort: Café Ricciotti, Wilhelm-Staab-Straße 11, 14467 Potsdam
Das Moses Mendelssohn Zentrum und das Café Ricciotti laden zusammen zu einer neuen Veranstaltungsreihe ein, bei der neue Veröffentlichungen zur jüdischen Geschichte und Kultur von den Autorinnen und Autoren im Gespräch vorgestellt werden und – ganz im Stile eines Salons – auch der Austausch mit dem Publikum ermöglicht wird. Dazu serviert Ihnen das Team vom Ricciotti gerne ein Stück Kuchen, eine Tasse Kaffee oder ein Kännchen Tee.
Auf unserer 2. Veranstaltung sprechen wir diesmal mit den Autor:innen Ines Sonder und Joachim Trezib über ihr druckfrisches Buch Mit RASSCO siedeln. Transferwege der Deutschen Alija nach Palästina-Erez Israel (1933–1948). In ihrer gemeinsamen Arbeit untersuchen sie einen bislang kaum erforschten Aspekt der deutsch-jüdischen Emigration in das Mandatsgebiet Palästina der 1930/40er Jahre und gehen den kulturgeschichtlichen und architektonischen Spuren nach, die deutsche Jüdinnen und Juden im späteren Staat Israel hinterlassen haben.
3 / Projekte
Portal Jüdische Geschichte online
Das neue Verbundportal zur jüdischen Geschichte des MMZ, welches in Kooperation mit dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg (IGdJ) entstanden ist und anlässlich des Historikertags am 21. September 2023 gelauncht wurde, dient der Vernetzung und einer verstärkten Sichtbarkeit digitaler Projekte im Bereich jüdische Geschichte. Dies geschieht vor allem durch eine Metasuche und vielfältige Filteroptionen auf einer gemeinsamen Oberfläche – und doch bleibt jedes Projekt eigenständig erhalten und erkennbar. Das Portal macht damit erstmalig thematisch relevante Inhalte unterschiedlicher Projektträger gemeinsam durchsuchbar. Die Trefferliste als digitale Zusammenschau von virtuell und real an unterschiedlichen Orten aufbewahrten Quellen ermöglicht nicht nur den leichteren Zugang zu kleinen Datenbanken oder Editionen, sie kann ebenso neue Perspektiven auf die eigene Forschungsfrage bieten und liefert Impulse für (quantitative) Methoden der Digital Humanities.
Ein hybrides Publikationsprojekt zur deutsch-jüdischen Diaspora
Unter der Federführung von Prof. Miriam Rürup wird seit Juni ein Forschungsvorhaben zur Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora am MMZ realisiert. Das Projekt, koordiniert von Dr. Lisa Sophie Gebhard, ist als Fortführung der so prestigeträchtigen wie erfolgreichen Serie von Überblicksdarstellungen des LBI (Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, C.H.Beck München 1996ff.) konzipiert. Mit ihm soll erstmals eine Gesamtgeschichte vorgelegt werden, die die verschiedenen historischen Phasen einer deutsch-jüdischen Migration systematisch beleuchtet.
Das Projekt ist hybrid angelegt. Neben der Printpublikation wird ein digitales Quellenportal veröffentlicht, um das Thema durch Fallstudien zu verdichten. In den Blick geraten so die Lebensrealitäten emigrierter sowie exilierter Jüdinnen und Juden, die sich ab den 1840er Jahren permanent oder zeitweise in rund 90 (Transit)Ländern – von A wie Argentinien bis Z wie Zypern – eine neue Existenz aufbauten. Das Forschungsvorhaben wird von der VolkswagenStiftung gefördert.
Weitere Informationen finden Sie unter diaspora.juedische-geschichte-online.net
4 / Berichte
EAJS-Kongress („Branching Out“) mit starker MMZ-Beteiligung
„Branching out – Diversity of Jewish Studies” war der Titel des 12. Kongresses der European Association for Jewish Studies (EAJS), der Akteur:innen aus verschiedenen Disziplinen und allen europäischen Ländern Mitte Juli in Frankfurt am Main vereinte. Die vier Kongresstage waren angefüllt mit hochinteressanten Panels, Vorträgen und Workshops zu jüdischer Geschichte und Gegenwart, jüdischer Religion, Kultur und Geisteswissenschaft. Auch von MMZ-Seite beteiligten sich verschiedene Wissenschaftler:innen, stellten neuere Publikationen vor, mischten sich in aktuelle Debatten ein und eruierten künftige Kooperationsmöglichkeiten. So kommentierte Miriam Rürup ein Panel zu „Jewish Discussions on Sex Trafficking and Sex Work in the Early 20th Century: Entanglements Between Migration, Gender, and Antisemitism”. Martina Bitunjac sprach über die kroatische Historikerin Mirjana Gross und ihr akademisches Leben im Schatten des Holocaust. Anna-Dorothea Ludewig setzte sich mit „literarischer Erlösung“ im Kontext der Schriften Max Brods über Franz Kafka auseinander. Olaf Glöckner reflektierte über die Transformation kollektiver jüdischer Identitäten im heutigen Deutschland, geprägt unter anderem durch postsowjetische und israelische Einwanderung, aber auch durch jüngere Gruppen von Konvertiten zum Judentum.
Zur Freude des MMZ wurde Professorin Miriam Rürup zum President Elect und damit zur EAJS-Präsidentin für die Zeit von Juli 2027 bis Juli 2031 gewählt. In diesem Zeitraum wird das Mendelssohn Zentrum dann den übernächsten internationalen EAJS-Kongress ausrichten.
Prager Summer School zu „Jews, Muslims and Roma in Europe“
Eine internationale Summer School zum Thema „Jews, Muslims and Roma in the 21st Century Metropolises“ brachte Anfang August 2023 Wissenschaftler:innen, Dozent:innen und vor allem Studierende der Karls-Universität Prag, der Jagiellonen Universität Krakow und des MMZ sowie der Universität Potsdam in der „Goldenen Stadt“ an der Moldau zusammen. Die Summer School war Teil des gleichnamigen, vom Erasmus-Plus-Programm der Europäischen Union geförderten Forschungs-Projektes und hatte insbesondere zum Ziel, Studierende aus Tschechien, Polen und Deutschland mit der Geschichte wie auch der aktuellen Situation von Jüdinnen/Juden, Muslimen/-a und von Sinti und Roma in Zentral- und Osteuropa vertraut zu machen. Ausgewiesene Ethnologen, Migrations-, Kultur- und Politikwissenschaftler:innen – wie Jiri Smlsal (Prag), Serena Hussein (Coventry), Joanna Guzik (Krakow) und Zbynek Tarant (Pilsen) - führten in die heutigen Netzwerke und Selbstverständnisse der erwähnten ethno-kulturellen Minderheiten ein, reflektierten über deren gesellschaftliche Partizipation wie auch über Diskriminierungs- und Solidarisierungserfahrungen. Begegnungen mit Protagonist:innen aus der jüdischen, muslimischen wie auch der Roma Community in Prag rundeten das Programm ab. Von Seiten der Universität Potsdam nahmen Studierende der Jewish Studies, der Religionswissenschaften, Philosophie, Literaturwissenschaften und der Osteuropa-Studien teil. Von MMZ-Seite wurde die Summer School durch Olaf Glöckner begleitet.
5 / Mediathek
Podcast Jüdische Geschichte Kompakt
Der Podcastkanal Jüdische Geschichte Kompakt wird gemeinsam vom MMZ und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, betrieben und von Miriam Rürup und Björn Siegel herausgegeben. Jeden ersten Freitag im Monat werden neue Einblicke in die jüdische Geschichte und Gegenwart eröffnet.
Die 9. Staffel widmete sich dem Thema „Jüdische Geschichte[n] in der DDR“. Unter dieser Überschrift werden die Erwartungen und Enttäuschungen ebenso wie das Engagement und die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden in der DDR thematisiert und auf dieser Grundlage zugleich die Geschichte des sozialistischen Staats neu vermessen. In ihrem Intro stellen Ihnen Miriam Rürup (MMZ) und Björn Siegel (IGdJ) die Ideen zur neuen Staffel vor und laden Sie ein, neue Einblicke in die Forschungsprojekte des Moses Mendelssohn Zentrums zur jüdischen Geschichte in der DDR zu gewinnen.
Link zum Intro: juedischegeschichtekompakt.podigee.io/44-intro-zur-neunten-staffel-ddr
6 / Publikationen
Lisa Sophie Gebhard: Davis Trietsch – Der vergessene Visionär. Zionistische Zukunftsentwürfe zwischen Deutschland, Palästina und den USA (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des LBI 83). Tübingen: Mohr Siebeck, 2022.
Lisa Sophie Gebhard, seit Juni Wissenschaftliche Mitarbeiterin am MMZ, widmet sich in ihrer Dissertation erstmals systematisch dem Lebenswerk von Davis Trietsch (1870–1935). Trietsch war Anfang des 20. Jahrhunderts ein über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannter Zionist, der wegweisende Ideen und Konzepte für den jüdischen Aufbau Palästinas formulierte. Wer war dieser streitbare Enthusiast, dessen Visionen Israel zum Teil bis heute prägen?
Anders als in einer klassischen Biografie beleuchtet die Studie mehrere Lebensthemen in einem größeren zeitgeschichtlichen Kontext. Die Analyse US-amerikanischer Einflüsse auf den Frühzionismus in Form eines transatlantischen Wissenstransfers, für den Trietsch eine ebenso herausragende wie übersehene Rolle spielte, bildet dabei einen besonderen Schwerpunkt.
Das Buch wurde auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse vorgestellt: Lisa Gebhard: Davis Trietsch – Der vergessene Visionär – taz Talk meets Buchmesse Leipzig - YouTube
Ines Sonder, Joachim Trezib: Mit RASSCO siedeln. Transferwege der Deutschen Alija nach Palästina–Erez Israel. Berlin, Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2023.
Die Jeckes-Forschung hat sie übersehen, die Architekturgeschichte hat ihre Bauten ignoriert, ihre Emigration stand unter dem Stigma des „Pakts mit dem Teufel“: die nach 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich emigrierten Juden, die im Rahmen der „Kapitalisten-Alija“ nach Palästina gelangten und dort in Mittelstandsdörfern angesiedelt wurden. Organisiert wurde ihre Emigration durch die Baugesellschaft RASSCO, die 1934 im Zuge des Haavara-Abkommens für den Siedlungstransfer gegründet wurde. Bis Kriegsausbruch wurden verschiedene Siedlungen realisiert, darunter Kfar Schmarjahu und die „Siedlung der Württemberger“ Schawej Zion, bis zur Staatsgründung rund zwei Dutzend.
Ines Sonder und Joachim Trezib dokumentieren erstmals den gesamten Prozess der Übersiedlung von der politischen Dimension des Haavara-Transfers bis hin zu den Einzelschicksalen der Siedlerfamilien aus Deutschland. Sie eröffnen somit eine neue Perspektive auf die Fünfte Alija – durch ihr reiches, bislang unveröffentlichtes Bildmaterial auch in visueller Hinsicht.
Kostenloses PDF beim Verlag: www.hentrichhentrich.de/buch-mit-rassco-siedeln-1.html
Gideon Botsch, Gesa Köbberling, Christoph Schulze (Hrsg.): Rechte Gewalt. Aktuelle Analysen und zeithistorische Perspektiven auf das Land Brandenburg. Potsdamer Beiträge zur Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung, Bd. 3, Berlin: Metropol Verlag, 2023.
Rechte Gewalt im Land Brandenburg – das ist das Thema des neuen Sammelbands aus der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle. Die Beiträge untersuchen verschiedene Phasen und Erscheinungsformen rechter Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart aus wissenschaftlicher, journalistischer und zivilgesellschaftlicher Perspektive. Historische Ereignisse, wie die Skinheadgewalt in der Spätphase der DDR, Krawalle an der polnischen Grenze und Angriffe gegen KZ-Gedenkstätten in den frühen 1990er Jahren, sowie jüngere Entwicklungen werden beschrieben. Antisemitische Gewalt und solche gegen Geflüchtete wird analysiert, gesellschaftliche Reaktionen geschildert. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Auswirkungen auf die Betroffenen. Neben Gideon Botsch und Christoph Schulze ist die Freiburger Gewaltforscherin Gesa Köbberling Mitherausgeberin.
Christoph Richter: Mitteilungen der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle, Ausgabe 12, Oktober 2023.
Erfolgsbedingungen der AfD in Brandenburg bei Bundes- und Landtagswahlen untersucht die zwölfte Ausgabe der „Mitteilungen der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle“, die im Oktober veröffentlicht wird. Der Jenaer Sozialwissenschaftler Christoph Richter setzt soziodemografische, sozioökonomische und politisch-kulturelle Faktoren mit den Wahlergebnissen der rechtsextremen AfD in Beziehung. Mit Blick auf die Brandenburger Wahlen 2024 kommt Richter zum Ergebnis: Insbesondere in den Regionen, in denen ungünstige ökonomische und demografische Bedingungen mit einer politischen Kultur zusammenfallen, in der sich Demokratieskepsis und teils offener Rechtsextremismus seit langem stärker normalisieren konnten, muss auch weiterhin von einem hohen, möglicherweise steigenden Zuspruch zur AfD ausgegangen werden. Die These, „wer am ist, wählt Rechtsaußen“ greift allerdings zu kurz. Vielmehr kommt Einstellungen und politischen Kontextfaktoren eine zentrale Rolle zu. Der demografische Wandel spielt der Partei zusätzlich in die Hände, da er AfD-affine Alterskohorten im Verhältnis zu den Älteren, die im Schnitt wesentlich seltener AfD wählen, stärkt. Derzeit hat die AfD große Chancen, ihr Wählerklientel umfänglich zu mobilisieren.
Online-Ausgabe: www.mmz-potsdam.de/forschung/emil-julius-gumbel-forschungsstelle/mitteilungen/wer-waehlt-rechtsaussen-strukturelle-erfolgsbedingungen-der-afd